Re: Irakere

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ferry

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Wie weiter oben schon erwähnt, wollte ich das Album Irakere von 1979 (Areito LD-3769, weitere Infos siehe Post#30) auch einmal etwas näher vorstellen.

Dieses Album enthält Liveaufnahmen ihrer Auftritte auf den Jazz- Festivals von Newport und Montreux aus dem Jahr 1978.
In den 70er Jahren waren ja noch die Zeiten des Kalten Krieges, und somit waren Auftritte ausserhalb Kubas und insbesondere in den USA nicht ohne weiteres möglich.
In der Amtszeit von Präsident Jimmy Carter wurde das Kuba- Embargo jedoch gelockert, und so wurde es ermöglicht dass Irakere im Jahr 1978 auf eine Tournee ausserhalb Kubas gehen konnten.

Die Tracklist:
1 Juana Mil Ciento (Chucho Valdes) 6:30
2 Ilya (Aturo Sandoval) 9:20
3 Adagio (W.A. Mozart – Arr. Paquito D’Rivera)5:46
4 Misa Negra ( Chucho Valdes) 17:40
5 Aguanile (Chucho Valdes) 4:58

Irakere präsentieren hier also erstmals ausserhalb von Kuba Ihre einzigartige Mixtur aus traditioneller kubanischer Folklore, amerikanischer Jazzmusik, Rock und Funk, aber auch der klassischen europäischen Musik. Diese Konzerte müssen sehr packend gewesen sein, denn auf dem Album kann man die Begeisterung der Zuschauer deutlich hören, und diese Atmosphäre wurde auch sehr schön eingefangen.

Grundlage der Musik von Irakere ist eine fünfköpfige Rhytmusgruppe, bestehend aus drei Percussionisten (Oscar Valdes, Jorge Alfonso und Amando Cuervo), Enrique Pla (Drums) und Carlos Del Puerto (E-Bass). Die Percussionisten zeichnen sich durch den Einsatz einer sehr grossen Bandbreite an Percussionsinstrumenten aus. Im ersten Stück Juana Mil Ciento z.B. werden zu Beginn drei Bata- Trommeln und ein Chequere gespielt. Aber auch Congas, Timbales, Claves, Maracas etc. kommen zum Einsatz.
Die vierköpfige Bläsergruppe bestehend aus Paquito D’Rivera (Alto Saxophone), Carlos Averhoff (Tenor Saxophone), Aturo Sandoval (Trumpet) und Jorge Varona (Trumpet) sorgt mit ihren typischen lateinamerikanischen Phrasierungen dafür, dass die Musik noch heissblütiger wird. Eine zusätzliche Besonderheit ist sicherlich, dass insbesondere Paquito D’Rivera und Aturo Sandoval auch ausgezeichnete Solisten sind. Dies gilt auch für den Bandleader Cucho Valdes (Piano). Und Carlos Emilio Morales (E-Guitar) sorgt dafür, dass ab und zu auch etwas rockige Töne anklingen.

Die Tracks 1, 2 und 5 sind die besten Beispiele für diesen einzigartigen Sound von Irakere.
Im dritten Stück Adagio wird auch noch die klassische Musik für eine etwas andere Version von Mozarts Adagio adaptiert. Diese Version ist aber nicht ganz ernst gemeint, denn Paquito D’Rivera baut auch einige witzige Elemente in sein Solo ein.
Das vierte Stück Misa Negra (The Black Mass) ist ein etwas schwererer Stoff. Das fast 18 Minuten dauernde Stück ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Zu Anfang ist es geprägt von schwermütigen Bläserarrangements, denen sich ein melodisches Saxofon anschliesst und auf das ein langes Pianosolo von Chucho Valdes folgt, in dem er sein Können unter Beweis stellt. Nach dem Pianosolo wird wieder der typische Irakere- Groove aufgenommen. Die abschliessende Passage gehört dann wieder den Percussionisten.

Insgesamt ist das für mich ein sehr überzeugendes Album einer perfekt eingespielten Band. Dieses Album wurde 1980 auch mit einem Latin Grammy Award ausgezeichnet.

Auf der CD sind noch folgende Bonustracks enthalten:
6 Xiomara (A. Ruiz) 6:12
7 Por Romper El Coco (G. Battle) 5:23
8 Baila Mi Ritmo (Chucho Valdes) 6:10

Die Bonustracks stammen vom Album Irakere II (1980). Die Tracks 6 und 7 sind auch sehr schön in dem typischen Irakere- Sound gehalten.
Der dritte Bonustrack fällt dem gegenüber aber deutlich ab, denn hier versuchen sich Irakere weniger erfolgreich auch an Disco- Grooves.

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