Re: Die 20 Top Singles 1965

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This charming man

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MikkoI Fought The Law ist wohl mehrfach auf 7″ veröffentlicht worden, dazu noch in verschiedenen Aufnahmen. Meine Single weist keine Jahreszahl auf. Die Aufnahme ist aber eindeutig nicht die ganz frühe. Laut WD wurde diese Single sogar erst 1966 veröffentlicht.

When The Night Falls – The Eyes, das als Single übrigens auch auf 1966 datiert wird von einigen Quellen, findet man auf einem Reissue Album der Band. Meine 7″ ist kein Original, sondern eine Nachpressung aus den 1980ern, die freilich inzwischen auch nicht mehr ganz billig ist.

Ad „Law“: es gibt davon drei Versionen auf 45. Die erste erschien im Herbst ’64 in El Paso auf Exeter als Rückseite von „She’s My Girl“. Ein bereits in Kalifornien von Bob Keane produziertes Remake kam in Texas ein Jahr später heraus, nun als A-Seite, und wurde regional in einigen Staaten des Südwestens ein Airplay-Hit. Noch gab es keine nationale Distribution für Mustang, was sich nach einem TV-Special an Weihnachten änderte. Der daraus resultierenden Nachfrage wurde mit einem Relaunch der Single begegnet, die nun freilich anders, man könnte sagen: ein wenig räumlicher klang. Es wird vermutet, daß Fuller, der die Schlüssel zum Studio hatte, nachts dort einstieg und diverse Aufnahmen (darunter Tracks für die KRLA-LP) „auflockerte“, „causing Bob to go berserk when he listened to the test-pressings“, wie die Fuller-Kennerin Miriam Linna schreibt. Paradox insofern, als zwar nachvollziehbar ist, daß Keanes Kompression auf Fullers Gegenwehr stieß, jedoch hätte Phil Spector noch ungleich dichter produziert, Spur über Spur über Spur. Und weil Fuller seinen West-Texas-Sound nicht „zukleistern“ lassen wollte, hatte er ja für Keane optiert, obwohl der Hit-erprobte Spector nur zu gern die Controls übernommen hätte. Der Rest ist bekannt: die neu gemasterte Version von „Law“ stieg am 12.Februar ’66 in die US-Top40 ein, erreichte im März die Top10 und reüssierte in den folgenden Monaten weltweit (auch als „I Fought The Lord“, aber das ist eine andere, doofdeutsche Geschichte). In welchem Jahr man die 45 nun listet, ist Ansichtssache. Auf keinen Fall 1964, würde ich meinen, denn das war eine andere Aufnahme und sowieso eine Flipside. Für 1965 spricht, daß es sich bereits um die später erfolgreiche Aufnahme handelte, die allerdings nur regional erhältlich war. Für 1966 schließlich spricht, daß es sich nun um Fullers Mastering handelt, die so zum Hit avancierte. Wahrgenommen, also überregional, wurde „Law“ mithin erst ’66. Und einen Gutteil ihrer Faszination verdankt die Single ja dem Umstand, daß sie so herrlich aus der Zeit gefallen war damals, weil sie Buddy Hollys Rockabilly der späten Fifties mit dem Beat der British Invasion zu einem texanisch-kalifornischen Anachronismus verschmolz. „Law“ klang ’66, als die Welt davon Kenntnis nahm, wie keine andere Platte. Freilich spricht auch einiges für ’65, strenggenommen. Ein Dilemma.

Ad „Night“: kein Dilemma; erschien im Dezember ’65 „and was duly lost in the Christmas rush“, wie Chris May in „British Beat“ schreibt.

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