Re: Bill Evans

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gypsy-tail-wind
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Die folgenden Posts sind aus dem Hörthread hierherkopiert und teils leicht gekürzt worden!

soulpopeIch hab das jetzt ohne Hintergedanken gefragt ;-)………sondern eher unter dem Aspekt, daß Bill Evans durch mich eine eher unterbelichtete Wertschätzung erfährt und eigentlich nur seine Aufnahmen mit Scott LaFaro als Monolithen in den Himmel ragen…..

Ach so, nein, ich trage die Fackel für die Trios mit Chuck Israels – sowohl mit Motian (der ja im LaFaro Trio eh noch völlig unfertig war, von dem tollen Drummer, der aus ihm werden sollte, ist da noch kaum was zu hören) als auch mit Larry Bunker. Und immer, wenn Philly Joe mitwirkt, bin ich auch gerne dabei, zudem schätze ich das letzte Trio auch sehr. Es ist halt bloss so, dass ich das Gomez/Morell-Trio nicht ganz auf der Höhe mit den genannten (und anderen kurzlebigeren wie dem Peacock/Motian-Trio) höre und es genau von dem Trio aufgrund seiner Langlebigkeit eine grosse Zahl von Aufnahmen gibt, die halt doch, nachdem der erste Gomez-Effekt sich etwas abgenutzt bzw. man sich daran gewohnt hat, nicht mehr so wahnsinning spannend sind.

Aber meine Ambivalenz gilt ja auch Evans gegenüber, ich finde den ganz frühen Evans (noch vor dem umjubelten Trio mit LaFaro) eigentlich klar am besten. Danach hat er wohl auch sowas wie seine Nische gefunden (darum brauchte Bley ja auch nichts zu befürchten, egal wie faul er war oder wie viele Mädchen seine Sidemen ihm auf den Tourneen zutrugen) und sich darin eingerichtet. Daran ist nichts falsch, erst recht nicht auf dem überaus ansprechenden Niveau von Evans … aber die ganz grossen Jazzmusiker waren ja am Ende doch meist diejenigen, die sich nie mit Erreichtem zufrieden gaben. Bei Evans höre ich da gegen Ende hin – eben mit dem Johnson/LaBarbera-Trio – nochmal einen Aufbruch, als hätte ihn da nochmal ein Furor gepackt, die Lust, ja die Notwendigkeit, aufzuwachen aus der Schläfrigkeit, die ihn in den Jahren davor doch öfter mal zu überkommen schien (auch wenn er – das ist dann die seltsame Helen Keane-Story – im Leben wohl eine grössere Stabilität gefunden hatte, als er sie davor hatte … aber wie war das denn am Ende? Rückfälle? Oder war er gar nie von dem Dreck los? Ich kenne da die Details zu wenig genau, erinnere mich da gerade auch wieder an das seltsame Jazzwax-Interview mit dieser 20jährigen Freundin – oderwieauchimmer -, die er gegen Ende hin noch hatte … Laurie Verchomin)

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