Re: Blindfold Test

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redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

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1) Ellington’s Black and Tan Fantasy, offensichtlich ein Soloaltsaxophonist, und offensichtlich einer aus der Avantgarde… (merkt man natürlich allein schon am Verzicht auf eine Rhythmusgruppe) so allein vom Saxophonspielen her find ich ihn schon gut, aber als ganzes zieht die Aufnahme ein bißchen an mir vorbei, das Ellington Thema, eins seiner schönsten, ist schon das was mir hier am besten gefällt… ja, ist nett, wie er mit dem Rhythmus spielt, und ja, die Atmosphäre ist hübsch… aber letztlich wohl nichts was ich mir aus eigenem Antrieb anhören würde…

2) früher Bop, oder „SwingToBop“, wobei das modernste fast das Thema selbst ist; bin mir überaschend sicher, das hier noch nicht gehört zu haben, ganz klar eins meiner Lieblingsgenres… der Trompeter ist offensichtlich noch nicht ganz im Bop angekommen, aber auf die beste Art, toller Ton, der Gitarrist ist ein früher Modernist, macht es schwer das ganze einzuordnen, denn so ein kluger Gitarrist in solch bluesbasierter Musik, und so früh… ich weiß wenig über Sachen wie die Keynote Aufnahmen von Joe Thomas – aber so stell ich sie mir im besten Fall vor… oder Bobby Hackett…

3) setzt die bluesige, late night Atmosphäre perfekt fort, auch ein ähnlich lyrischer Trompeter.. hätt jetzt naiv gedacht, wenn das nicht das gleiche ist, dann wenige Jahre später, ist ein viel modernerer Trompeter auf einem weniger modernen Thema.. aber natürlich genau mein Ding… irritiert mich, wie wenig ich das zuordnen kann… toll!

4) gut, wenn die beiden letzten Stücke die Atmosphäre nicht perfekt hierher geleitet hätten, würd ich das wohl nicht so gerne mögen… was die Sängerin betrifft, die komische Aussprache kann ich wohl tolerieren, abgesehen davon ist sie sehr prima, diesmal ein eindeutigerer Swingtrompeter dahinter…

5) komisches Leadinstrument, sollte es sich hier etwa um einen begabten Posaunisten handeln… und man kann viel jammern über sanfte Streicherteppiche und Harfen.. aber für eine Posaune sind sie eine perfekte Untermalung, viel eher als eine zackigere Rhythmusgruppe… der Sänger ist vielleicht zwei Prozent zu unflexibel und verhuscht, aber passt…

6) endlich ein Tenorist, ziemlich im Zentrum, Hawkins Schule, aber keiner von den ausladenden, wenn ich es nicht besser wüsst, würd ich vielleicht Coleman Hawkins persönlich raten… dafür ist er aber eigentlich zu sentimental, zu wenig linienorientiert (im Sinne von clevere Linien, die die Harmonie voll ausloten)… Gene Ammons ist angeberischer, Don Byas… vielleicht… jedenfalls wieder eine grandiose Liveatmosphäre… ja, vielleicht wirklich Don Byas…

7) so, jetzt sind wir zurück in der Gegenwart, jedenfalls näher dran… von der Art wie die Rhythmusgruppe wummert ist das vielleicht echt die Gegenwart, Thema klingt wie ein etwas unfokussiertes Monk Thema, den Saxophonthon mag ich sehr, aber auch hier ist mir alles ein bißchen einförmig, der endgültige sparkle fehlt mir ein bißchen… wenn John Coltrane so geklungen hätte, dann würd ich das mit dem Earl Bostic Einfluss besser verstehen… dürfte irgendwas modernes sein, vielleicht aus Europa… dafür sicherlich gelungen, da ich Bass-taub bin, ist in der zweiten Hälfte dann für mich vergleichsweise weniger zu holen, auch wenn es kompetent ausgeführt ist.. eher nicht aus Europa

8) wieder ein toller Trompetenton, näher am echten, leicht geglätteten Bop… im krassesten Fall ist das Clark Terry, glaub jedenfalls an diese Schule am ehesten Joe Wilder, vielleicht Art Farmer… für Terry vieleicht ein bißchen viel Bop drin.. toller Altist, bei dem es mich wundern würd, wenn ich ihn gut kenne, schöner samtiger und dabei hymnischer Sound, dabei ein gutes Stück nervös… der Bass spricht für eine Aufnahme aus jüngeren Jahren, das Klavier bis zu einem gewissen Grad auch… klingt so ein Howard McGhee Storyville Album?

9) Big Band, der Ensemblesound erinnert diffus an Ellington, der Saxophonist hat aber offensichtlich Dolphy und Coltrane gleichermaßen gehört, ist dabei nicht stehengeblieben… hier wüsst ich mal echt gern, was das ist, gefällt mir ausgesprochen gut… ähnliches für den Trompeter, lyrisch, technisch ein großer Könner, keine Angst, das Publikum zu überfordern…ich rat mal Randy Sandke…

10) so stell ich mit das Norman Howard ESP Album vor… zum Beispiel… sehr sehr schön, die tolle verhangene Atmosphäre wieder, aber mit anderen mitteln, am Bass darf man richtig mitmachen, der Altist erinnert auch fast an eine Violine, ich mag Free Jazz, der nicht so sehr auf Tempo gespielt ist, und gestrichene Basssoli sind ohnehin eine große Leidenschaft hier…

11) das ist jetzt ein verbindlicherer, traditionsbewussterer Altist, natürlich trotzdem ein freier, ich glaub in anderer Stimmung fänd ich das ziemlich grandios, so ist es mir ein bißchen karg, wenn man schon auf den Bass hören muss, um sicher zu sein, dass was passiert, läuft irgendwas schief… ne, das ist in dieser Form was monoton…

12) wüsst ja gern was das ist, für Ellington alles ein bißchen sauber, kein jungle sound, ist das vielleicht Bix… aber gabs da ein Altsaxophon so prominent dabei… ist vielleicht ein bißchen viel Ordnung dafür… ne, das ist mir vielleicht die meiste Zeit zu zickig, aber es hat seine Momente…

13) ja, das ist schön, natürlich vor allem wegen der (ich nehm mal an frühen) elektrischen Gitarre, das King Cole Trio Format… gesungen wird nicht, aber ist das vielleicht echt King Cole… bester Pianist bisher, und wenn es Peterson persönlich ist, tolles Hin und her zwischen Gitarre und Klavier, Gitarre hat einen richtig interessanten SOund, wenn auch nicht den schönst möglichen, und der Pianist ist bluesig und dabei flexibel…

14) zweifellos gemütlich – aber warum tut man diesen Track hierher…

15) kann ich in jeder Hinsicht mehr mit anfangen als mit 14), schwer zuzuordnen, aber was soll man hiergegen sagen.. Klavier klingt allerdings erstaunlich ähnlich…

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