Re: Anna Calvi – Anna Calvi

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go1
Gang of One

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Na, dann sage ich zur Abwechslung wieder was Positives über die Platte. „Desire“ finde ich nämlich klasse – hochgespannt, emphatisch und erhebend. Ohne falsche Zurückhaltung. Anna Calvi geht in die Vollen, die Band haut mächtig auf die Pauke und die Melodie ist stark genug, um die große Geste zu rechtfertigen. Ja,erhebend! Wenn das „Stadionrock“ ist, dann ist Stadionrock einfach viel viel besser als das blasse, lahme „Indie“-Zeug, das heute massenhaft produziert wird. Vielleicht hat mir das in letzter Zeit gefehlt: Pathos, Leidenschaft, Romantik und der Zug ins Überlebensgroße. Und ja, ein gerüttelt Maß an Theatralik, das gehört dazu. Wenn man sich in Pose wirft, sollte man das mit Nachdruck machen.

Anna Calvis Gesang gefällt mir eigentlich fast durchgehend, egal ob sie gerade den Himmel stürmt wie bei „Desire“ oder sich mehr in Erdnähe aufhält wie bei „Blackout“, wo sie ein bisschen wie Nina Persson klingt. Wenn sie mal an die Geschmacksgrenzen geht, ist das gut und nicht schlecht – es gibt nichts Langweiligeres als „geschmackvolle“ Musik. Und obwohl Reserviertheit und Zurückhaltung ihren Reiz haben (wie es aktuell die Smoke Fairies vorführen), kann das nicht der Standard sein, an dem wir Popmusik messen.

Ich kann zwar auch nicht behaupten, dass ich dieses Album überragend finde, aber der Gesang ist es nicht, der mich stört. Ich finde gerade das Instrumentalstück am Anfang schwach, das kommt mir plakativ und effektheischend vor; da bin ich froh, wenn das Album mit „No more Words“ endlich richtig losgeht (das ist auch ein schöner Song und besonders lieblich gesungen; ich fühle mich ein bisschen an Howling Bells erinnert). Und es sind einfach nicht alle Songs so gut wie „Desire“ oder „Love won’t be leaving“. Da ist Luft nach oben.

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To Hell with Poverty