Re: 2011 – Erwartungen und Eindrücke

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go1
Gang of One

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TheMagneticFieldMan muss einfach konstatieren, dass nicht jeder sich mit den Ansichten Harveys über Krieg und Leid, aus welch persönlicher Sicht auch immer, beschäftigen mag.

Freilich, aber lass mich hier eine Sache ergänzen, damit es kein Missverständnis gibt: Die Ansichten Harveys über den Krieg, die ich nicht teile, sind zum Glück ins Material versenkt, in die Einzelheiten eingeschmolzen, und treten nicht störend hervor. Sie trägt ja keine Thesen vor, sondern zeigt etwas, gestaltet Erlebnisse und Gefühle. Ansonsten würde mich z.B. der enttäuschte Patriotismus befremden, der in „England“ dargestellt wird (von Polly ganz passend vorgetragen, mit einer Stimme wie vom Rande des Nervenzusammenbruchs – das ist, nebenbei bemerkt, der irritierendste, am meisten umstrittene Song des Albums).

firecrackerDas klingt aber wenig verheißungsvoll.

Na gut, dann hör etwas anderes; ich will Dir meine Favoriten nicht aufdrängen. Let England Shake ist zwar ein melodien- und ideenreiches, schwungvolles und atmosphärisch dichtes Werk mit Tiefgang, aber „hoffnungsvoll“ oder gar „witzig“ ist es wirklich nicht.

firecrackerEs ist so viel einfacher, über Trostlosigkeit, Elend und Ausweglosigkeit zu schreiben/singen/berichten. Viel schwieriger ist’s doch, hoffnungsvolle, aufbauende, geistreich-witzige Texte/Musik zu schreiben.

Das halte ich allerdings für ein Gerücht: Wieso sollte das erste leichter, oder gar „viel leichter“ sein als das zweite? Es ist in beiden Fällen schwierig, die Klischeefallen oder das bloß „Gut Gemeinte“ zu vermeiden. Und ich schätze es sehr, dass dies PJ Harvey hier gelungen ist.

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To Hell with Poverty