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Ein erster Online-Review der neuen Braxton/McDonough CD – habe sie selber noch nicht, bestelle eigentlich immer mehrere Releases zusammen aber derzeit ist da für mich nichts mehr zu holen (bin mir allerdings am Überlegen, ob ich die frühen Mitchell/Bowie Sachen nicht doch auch noch einzeln kaufen soll).
Anfang Woche habe ich die drei anderen Roscoe Mitchell CDs gehört – besonders „Nonaah“ ist unglaublich eindrücklich! Es beginnt mit einem Solo-Konzert aus Willisau von 1976, das unter widrigen Umständen stattfand: eigentlich war Anthony Braxton für ein Solo-Konzert geplant, Mitchell war nur noch dort als Gast und Hörer, nachdem das Art Ensemble in den Tagen zuvor aufgetreten war. Weil Braxton nicht rechtzeitig ankam, bat Troxler Mitchell darum, einzuspringen, dieser hatte gerade noch eine Stunde Zeit sein Altsax aufzuwärmen und sich vorzubereiten… Troxler macht eine Ansage (Schwyzerdütsch, versteht sich), das Publikum ist unruhig, enttäuscht, äusserst gereizt, Mitchell beginnt mitten in Troxlers Ansage hinein die lange Solo-Version von „Nonaah“ zu spielen, für die ersten mehreren Minuten repetiert er fast nur ein Motiv, das Publikum ist dauernd zu hören, Mitchell kämpft gegen es an… in den damaligen (1977) Liner Notes wird er zitiert, dass er dem Publikum klarmachen musste, dass er nicht gehen würde – wenn jemand gehen würde, dann das Publikum, er stand da und setzte sich langsam durch…. das ganze wird immer intensiver, mit der Zeit beruhigt sich dann das Publikum ein wenig. Das nackte Saxophon Mitchells in seiner rohen Emotionalität ist enorm eindrücklich und stark, nach dem ersten Drittel oder so öffnet es sich, Mitchell spielt „slurs“ und und fängt an, Klänge zu erforschen… Es folgt Joseph Jarmans wunderbares Stück „Ericka“ und dann als kurze Zugabe nochmal mit „Nonaah“. Danach sind ein paar Stücke aus Studio-Sessions aus Chicago zu hören: je ein Duo mit Braxton und Malachi Favors sowie ein Trio mit George Lewis und Muhal Richard Abrams (dieses Trio war in den letzten Jahren ja auf dem europäischen Festival-Zirkus wieder sehr aktiv). Dann folgt die zweite lange Version von „Nonaah“, diesmal ein Quartett aus Altsaxophonen (Mitchell, Jarman, Henry Threadgill und Wallace McMillan) – eine weitere grossartige Exploration!
Zum Ende des originalen Albums folgt eine weitere Solo-Aufnahme aus den USA, im Januar 1977 in Berkeley aufgenommen. Die Doppel-CD enthält dann am Ende der zweiten CD zusätzliche Stücke von den Chicago-Aufnahmen und dem Berkeley Solo-Konzert.
Nonaah is about as direct as one can get and, lest one forget, the music of Mitchell, Abrams, Jarman, Braxton and their cohorts is rebellious to this day.
(Clifford Allen, AAJ Review)
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