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So, habe einfach mal Lust diesen Uralt-Thread nach oben zu holen – bin mal gespannt ob es jemanden interessiert, wenn ihr nichts schreibt ist es allerdings auch nicht weiter tragisch. Zu „Ken Park“ gab es ja von mir im anderen Thread eine Neusicht/Neubewertung, ansonsten haben die hier besprochenen Filme in meinem cineastischen Universum keine sonderlich große Rolle gespielt, bei anderen Foris ja anscheinend auch nicht. Von daher stehen meine Texte wohl etwas ausserhalb des Diskurses der hier normalerweise über Filme stattfindet – aber das muss ja nichts negatives sein.
Also dann, here we go:
Alexis Sorbas (Zorba The Greek), 1964, Michael Cacoyannis
Okay, nicht wirklich etwas fürs Hinterzimmer, da nicht direkt unbekannt, obskur oder sonst etwas was ihn für diesen Thread prädestinieren würde. Trotzdem ist es mir ein ganz persönliches Anliegen ausgerechnet diesen Film hier zu präsentieren.
Wie also kann man über Cacoyannis‘ wohl bekanntestes und populärstes Werk sagen, über die Geschichte von Basil, dem halbbritischen-halbgriechischen Schriftsteller, der ein Braunkohlewerk auf Kreta erbt, und dort mit der urwüchsigen, griechischen Lebensart konfrontiert wird, manifestiert in Sorbas, Anthony Quinns Rolle seines Lebens?
Nun, wie bei wohl jedem Kunstwerk kann man auch hier mehrere Ansätze haben:
Zum einen gibt es natürlich die Sichtweise dass es sich bei „Zorba“ um reinen Exotismus handelt, darum dass das Klischee des faulen, aber feierfreudigen Südländers bedient wird, und sogar für diesen Film noch ganz neue Griechenland-Klischees wie der Tanz „Sirtaki“ kreiert wurden. Wenn man sehr weit geht könnte man sogar Antiintellektualismus unterstellen, (der Gegensatz Basil/Sorbas), aber wir wollen mal nicht übertreiben…
Mich persönlich berührt einfach das Archaische, Urwüchsige an diesem Streifen, die Klarheit, der Humor, das Philosophische und die Lebensfreude. Mag sein das Quinns Perfomance etwas zu sehr ins Kraftmeierische geht, aber schadet dass dem Film? Es fügt sich doch – wenn man das Ganze als Gesamtwerk betrachtet – sehr gut zu anderen Szenen – so den Quasi-Ehrenmord-Sequenzen um die junge Witwe, die so einfach gehalten sind dass sie auch für einen nichtgriechischsprachigen Menschen ohne Untertitelung oder Synchronisation verständlich sind. Also keine Einfachheit als Kampfansage an die moderne Welt, sondern vielmehr als Mittel um Dinge auf den Punkt zu bringen, seien es Positive oder Negative. (Habe mich mit dem literarischen Schaffen von Nikos Kazantzakis zu wenig beschäftigt um alles richtig einordnen zu können, aber Cacoyannis hat sich wohl – siehe „Elektra“ – etwas eingehender mit klassischem Komödienstoff beschäftigt, was wohl hier auch seinen Niederschlag findet.)
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.