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Ken Park, 2002, Larry Clark
„Ken Park“ beginnt mit einem Selbstmord: Ein Skater namens Ken Park schiesst sich in den Kopf, was Clark als Anlass dient die Lebenswelt von Jugendlichen in einer kalifornischen Kleinstadt zu erforschen.
Da ist zum einen Tate der noch bei seinen Grosseltern lebt und von diesen bis zum geht nicht mehr verhätschelt wird, was sich bei ihm im Ausleben sexueller Phantasien äussert (unter anderem bringt er sich durch Würgen und gleichzeitiges Ansehen von Damentennis selbst in Erregung), Claude, der von seinem Alkoholikervater misshandelt wird da er nicht dessen Vorstellungen von einem Mann entspricht, Shawn, der mit der Mutter seiner Freundin schläft und zu guter Letzt Peaches, die von ihrem (verwitweten) Vater streng religiös erzogen wird.
Wie man an dieser kurzen Beschreibung unschwer erkennen kann geht es Clark auch hier um seine grossen Themen Sex, Teenagerdasein, Langeweile.
Anders als bei „Kids“ oder „Bully“ tritt hier das Verhältnis von Kindern/Eltern in den Vordergrund, teils auf sehr plakative und aufdringliche Weise, beispielsweise in einer Szene in der Peaches – nachdem sie beim Liebesspiel mit einem Jungen aus dem Bibelunterricht erwischt wurde – ihren Vater in einer bizarren Zeremonie heiratet. Die Strangulationsszene von Tate wurde schon erwähnt, auch den Auseinandersetzungen die Claude mit seinem Vater führt mangelt es nicht an einer gewissen Penetranz und Klischeehaftigkeit.
Daneben kann der Film aber durchaus mit einigen sehr sanften Szenen aufwarten, so die in der Shawn mit der Familie seiner Freundin auf der Terrasse beim Abendessen sitzt. Klar hat das ganze auch etwas sehr zynisches, da wir als Zuschauer natürlich wissen da es sich nicht um die Harmonie handelt wie sie hier dargestellt wird. Eine anderer – ganz unironisch – idyllischer Augenblick ist die kontrovers diskutierte Sexszene gegen Schluss, in der Peaches von Tate und Shawn gleichzeitig befriedigt wird, was im Rahmen des Filmes als so etwas wie eine Erlösung wirkt, als eine Art Fluchtpunkt durch Sex. Man vergleiche dies einmal mit dem hektischen Gerammel in „Bully“, wo der Geschlechtsakt fast wie eine Vorbereitung auf spätere Gewalttaten wirkte, hier nun quasi der genaue Gegensatz dazu.
So schön Clark einige Szenen gelungen sind, so reisserisch wirkt anderes, und man muss sich wie immer bei ihm fragen ob er die angedeutete Sozialkritik wirklich ernst meint, oder ob sie nur ein Vorwand für ihn ist möglichst viele explizite Szenarien aneinander zu reihen, als Mittel um Aufmerksamkeit zu erregen und. Dafür spricht das vieles einer gewissen unfreiwilligen Komik nicht entbehrt, dagegen die bereits erwähnte Harmonie die der Film teilweise verströmt, man glaubt das Clark sich das erste mal wirklich für seine Figuren interessiert…
Was meint ihr?
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.