Re: BB’s cineastisches Hinterzimmer

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blitzkrieg-bettina

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Für kurze Zeit Napoleon, 2004, Bart van Esch

Vor ca. 20 Jahren drehte der hannoveraner Lagerarbeiter Wolfgang Krone mit Laiendarstellern den Film „Napoleon“ über den Russlandfeldzug des korsischen Feldherren, wobei die niedersächsische Tiefebene die Weiten der russischen Taiga darstellen darf. Wolfgang lebte damals noch bei seiner Mutter, zu der er ein sehr enges Verhältnis hatte.
„Für kurze Zeit Napoleon“ behandelt nun das jetzige Leben von Wolfgang Krone, der immer noch in Hannover lebt und seit ewigen Zeiten arbeitslos ist. Der Film begleitet ihn auf seiner verzweifelten Suche nach Anerkennung, sowohl auf dem Bereich der Arbeitssuche als auch zu Themen wie Freundschaft oder Liebe. Sein grösster Wunsch ist es mit seinem selbstproduzierten Schlager-Pop gross herauszukommen, er hat ein Arbeitslosen-Musical geschrieben, die Mitspieler dazu versucht er durch Handzettel vor dem Arbeitsamt zu rekrutieren. Aber auch ein Backstage-Besuch bei seinem Idol Helge Schneider bringt ihn in dieser Sache nicht voran.
Doch Wolfgang Krone geht alles andere als geknickt durchs Leben, sondern bewahrt sich seinen Humor und seine Selbstironie trotz aller Rückschläge.
In Interviews mit Freunden und den Darstellern seines Napoleon-Films bekommt man Eindrücke in die Persönlichkeit von Wolfgang Krone, versteht diesen liebenswerten Sonderling zu begreifen.
Die Dokumentation versteht es meisterhaft Wolfgang nie lächerlich dastehen zu lassen, auch wenn viele Szenen wie seine Versuche beim anderen Geschlecht anzukommen, oder der erwähnte Helge-Schneider-Besuch durchaus eine gewisse Komik versprühen. Doch der Niederländer Bart van Esch stellt ihn nie bloss, sondern lässt ihm immer eine Würde des Scheiterns, verleiht ihm die Aura eines modernen Don Quijotte.

Wolfgang Krone

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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.