Re: BB’s cineastisches Hinterzimmer

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blitzkrieg-bettina

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Ex-Drummer, 2007, Koen Mortier

„Ex-Drummer“ ist die Geschichte des Oostender Journalisten und Schriftstellers Dries Van Hegen der von seinem Verlag beauftragt wird eine Reportage über 3 behinderte Musiker zu schreiben. Da er über etwas Schlagzeugerfahrung verfügt gibt er sich als selbst gehandicapt aus und steigt in die neugegründete Band „The Feminists“ ein.
Angefixt von der Macht die er als einzig Gesunder unter lauter Kranken hat, spielt er die einzelnen Bandmitglieder (die nicht nur körperlich sondern auch sozial behindert sind) gegeneinander aus. Der Film lebt unter anderem von seinen starken Kontrasten, dort die komplett verwahrlosten Behausungen der am unteren Rande der Gesellschaft lebenden „Feminists“, dort das schicke Designer-Penthouse von Dries, in welchem er auf Oostende und somit auch auf den „Abschaum“ dieser Stadt herabblickt.

Ich bin mir selber ziemlich unsicher was ich von diesem Film halten soll. Einerseits ist es natürlich hochinteressant das Konzept „Behinderung“ einmal zu hinterfragen, und natürlich auch extreme gesellschaftliche Abgründe zu ergründen.
Andererseits bleibt offen ob dies hier überhaupt getan wird, oder ob nur sehr plakativ versucht möglichst viele Schockeffekte einzubauen, also Gewalt, Sex, provokante Sprache als reiner Selbstzweck?
Rein als Film ist er natürlich sehr gekonnt, weiss durch überraschende und abgründige Bilder zu beeindrucken, auch auf der Tonebene wird viel experimentiert.

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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.