Re: BB’s cineastisches Hinterzimmer

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blitzkrieg-bettina

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The Royal Tenenbaums (Die Royal Tenenbaums), Wes Anderson, 2001

Einer meiner absoluten Lieblingsfilme!
Es ist die Geschichte des Royal Tenenbaum und seiner Familie, die allesamt aus Wunderkindern besteht: dem Börsenprofi Chas, dem Tennisspieler Richie und der Theaterautorin Margot, die allerdings nur eine Adoptivtochter ist, wie Royal bei jeder Gelegenheit betont. Ebenfalls zur Familie gehört Eli Cash, ein Nachbarsjunge der bei seiner strengen Tante aufwächst, und bei den Tenenbaums die Geborgenheit findet die ihm in seinem kalten Zuhause fehlen. Irgendwann beschliesst Royal Tenenbaum jedoch seine Familie zu verlassen um mit seinem indischen Diener (der ihm einst auf einem Basar vor einem Attentat rettete – er war auch der Attentäter -in ein Hotel zu ziehen. Es kommt wie es kommen muss: Die einstigen Wunderkinder werden zu lebensunfähigen Neurotikern, einzig Eli Cash wird zum gefeierten – allerdings drogenabhängigen – Westernautor. Natürlich beschliesst Royal eines Tages zu seiner Familie zurückzukehren – unter Vortäuschung einer Magenkrebserkrankung. Alles nicht so einfach, durch sein Verschwinden hatte er einen Scherbenhaufen hinterlassen, den man nicht an einem Tag wegkehren kann. Der ältere Sohn Chas sorgte sich weniger um seine Börsengeschäfte als vielmehr um die Sicherheit seiner beiden Söhne Ari und Uzi, da deren Mutter einst bei einem Unfall ums Leben kam. Der andere Sohn Richie hatte seine Tenniskarriere längst an den Nagel gehängt, er fuhr lieber mit einem Kreuzschiff um die Welt, der Kontakt zur Aussenwelt war hauptsächlich sein Falke Mordecai. Zu allem Überfluss war er auch noch unglücklich in seine Stiefschwester verliebt, die mit einem weltfremden Verhaltensforscher verheiratet war, den sie nach Strich und Faden betrügt.
Und Mutter Tenenbaum hatte längst Gefallen an ihrem schwarzen Steuerberater gefunden.
Ob es Royal Tenenbaum wohl gelingt seine Familie wiederzubekommen? Ihr dürft gespannt sein, seht euch den Film an!

„The Royal Tenenbaums“ entfaltet seine Wirkung zum einen durch seine charismatischen Schauspieler – Gene Hackman als charmant-fieses Familienoberhaupt in der Rolle seines Lebens, Anjelica Huston als dessen Ehefrau, Ben Stiller als Chas, der verzweifelt versucht die Neurosen die er durch seinen Vater bekommen hat an seine Söhne weiterzugeben (die Namen Ari und Uzi sind übrigens eine Hommage an Nico) sowie die Brüder Owen und Luke Wilson als Richie Tenenbaum und Eli Cash. Nicht zu vergessen das ungleiche Ehepaar Gwyneth Paltrow und Bill Murray (Margot und Raleigh St.Clair).

Genauso wichtig dürfte allerdings Andersons Fähigkeit sein die Familienmitglieder zwar absolut exzentrisch zu inszenieren, sie aber bei allen ihren Schrullen absolut ernstzunehmen, sich nie über sie lustig zu machen. In diesem Punkt dürften die „Tenenbaums“ einem Film wie „Secretary“ ziemlich verwandt sein.

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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.