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wernerTja, ich hab das Konzert hinter mir. So muß man das wohl ausdrücken. In Kurzfassung könnte man sagen, dass die Band im Hintzergrund klasse war, dass nur die Hansel im Vordergrund störten. Vor allem dieser lange Typ mit Mütze, der sich aufführt wie der Zampana, aber Mühe hat, sich zu bewegen – das Alter halt.
Einstieg mit „Do it again.“ Gleich gute Stimmung im Beacon, auch auf den Sitzplätzen. Im Hintergrund konnte man gleich sehen, was den Abend über der rote Faden war: Filmeinspielungen auf einer Videowand von seligen Surfertagen, Strand und den Beach Boys in Strandhemden – vor 40 Jahren! Sehr schön: Bruce Johnston war auch dabei, spielte aber keine große Rolle. David Marks, der Gitarrist, war ziemlich gut, wie eigentlich alle Musiker gut waren.
Irgendwann, so als 5. 6. Songs herum, kam dann Surfin Safari, Surfer Girl, Wendy und Then I kissed her. Was tiotal merkwürdig war, wie die alten gebrechlichen Herren mit gebrechlichen Stimmchen versuchten, wie früher zu klingen. Zum Glück gibts background-singer, sonst brechen die Songs völlig ein. Gitarrist Foskett sang die hohen Stimmen, das Falsett, wenn Wilson schon ausfiel. Irghendwie bewegte der sauernd den Mund, aber singen war das auch nicht gerade. Es war, als würde er nur für sich mitsummen. Irgendwann zum Ende hin sang er Sloop John B. und noch was, aber er brachte es kaum zustande, die anderen halfen ihm mit ihren Stimmen (nicht die anden BB, die anderen Musiker!). Ganz dünn das Stimmchen von Love, doch der Drummer (hab jetzt den Namen vergessen, ist aber sehr bekannt) hat eine tolle Stimme, die immer wieder Salven hinter Schießbude abschoß.
Den neuen Song (…. made the Radio) spielten sie auch, und man wundert sich, dass die alten Männer solche Songs schreiben. Zumal das Publikum sicherlich im Schnitt klar über 60 zu sein schien.
Bewegend waren Einspielungen von Dennis Wilson und seinem Bruder, „the pased-away brothers“, wobei bei Wilson sogar die Videowand versagte. Bei Carl wurde die Stimme eingespielt. Eine Frau hinter uns begann zu weinen. Sehr tragisch und bewegend.
Ansonsten spielten sie 40, 50 Songs, eine Pause war dazwischen, Zugaben waren Good Vibrations und Kokomo, die dritte habe ich vergessen. Immerhin haben sie Heroes an Villains gespielt – wenn auch in einer stimmlich verkackten Version. Mitleid konnte man mit Brian haben. Er saß völlig verkrampft hinter seinem Piano (zum Ende nahm er mal den Bass, spielte ihn aber nicht richtig), weggetreten, er war irgendwie in einem völlig anderen Konzert – kopfmäßig. Sie spielten ALLE Hits, würde ich mal behaupten, auch ein paar obskure Sachen (deren Titel ich jetzt nicht zusammenbringe, All this is that oder so ähnlich hieß einer).
Ich habe sie auf ihrer US-Tour 1976 gesehen. Was ich jetzt sah, hätte ich lieber nicht sehen wollen. Den Nostalgikern unter dem Publikum gefiels, Reminiszenz an die Old Times, wer aber Musik hören wollte, hatte ein problem, wenn pausenlos Chöre absacken oder Stimmchen versuchen fest zu klingen. Mal abgesehen davon, dass die Leute zwischen 100 und 200 Dollar bezahlt haben.
Ich kann ernsthaft nur vermuten, dass diese traurige Beschreibung leider wohl vollkommen zutrifft. Besser scheint zu bleiben, sich das nicht zuzumuten, um sich die „Musik und Legende“ freudenvoller in Erinnerung zu bewahren.
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