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joachim50Dem ist meiner Ansicht nach kaum etwas hinzuzufügen,auch wenn der Passus mit „grandios gescheitert“ mit Betonung auf „grandios“ hervorzuheben ist.
Hinzuzufügen bleibt für mich noch,daß—-wäre „Smile“ damals tatsächlich veröffentlicht worden(sagen wir mal im Dezember 1966 wie geplant)die Platte wahrscheinlich total gefloppt wäre!
Die einzigen,die damals ihr Publikum avantgardistisch beeindrucken und(!!) dies in kommensurable Formen gießen konnten,waren die Beatles,die ja wenige Monate vorher(im August 1966) eins ihrer Meisterwerke(„Revolver“) veröffentlicht hatten,deren „Penny Lane“/“Strawberry Fields Forever“ im Februar 1967 erschien und deren im November 1966 begonnenen Arbeiten an „Sgt.Pepper“s“ im Juni 1967 erschienen und die Popwelt umkrempelten.
Wenn Du Dein Abfeiern der Beatles beendet hast, kannst Du ja mal darüber nachdenken, dass zahlreiche erfolgreich Künstler der damaligen Zeit avantgardistische Elemente in ihre Musik aufgenommen haben oder zumindest eine Offenheit demonstriert haben, die man in späterer Zeit nur ausnahmsweise fand (abgesehen vielleicht noch von den frühen 80er/späten 70ern). Beispiele gibt es en masse.
Darüber hinaus finde ich, dass „Avantgarde“ eigentlich der falsche Ausdruck ist. Es ist eigentlich viel eher das Album als Kunstform, das bei Smile im Mittelpunkt steht. Avantgarde im eigentlichen Sinn höre ich da keine, dafür zahlreiche symphonische Ansätze im Sinn einer aus „orchestralen“ und „choralen“ Elementen zusammengesetzten Collage. Avantgardistisch war das vornehmlich im technischen Sinn.
Es steht ja jedem frei, die Augen davor zu verschließen, aber „The Smile Sessions“ ist weder ein gescheitertes Album noch wird hier ein Mythos kommerziell ausgeschlachtet. Stattdessen ist ein beeindruckendes und faszinierendes Dokument eines letztlich gescheiterten Projekts, unfertig und fragmentarisch zweifellos, aber dennoch Ausdruck überbordender Kreativität, musikalischer Entdeckungsfreude und Wagemut, der letztlich nicht belohnt wurde.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.