Re: Das RS-Forum wählt die 50 besten deutschen Alben

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blitzkrieg-bettina

Registriert seit: 27.01.2009

Beiträge: 11,779

Herr Rossi
Ich habe eben die BBC-„Krautrock“-Dokumentation gesehen. Das ist schon eine Grundaussage aller interviewten Künstler, nicht nur Kraftwerk, dass sie nach eigenständigen musikalischen Formen suchten. Das war auch eine Abgrenzung zur angloamerikanischen Musik, aber doch sicher nicht im Sinne einer ideologisch oder nationalistisch begründeten Ablehnung. Und genau diese Eigenständigkeit machte ihre Musik dann ja auch wiederum interessant für Amerikaner und Briten; in der BBC-Dokumentation wird z.B. Iggy Pop interviewt. Das ist es ja auch, was die britischen und genauso die schwedischen Filmemacher interessiert, der zeitgeschichtliche Hintergrund, vor dem „Krautrock“ gesehen werden muss. Das ist nichts anders, als wenn sich eine Dokumentation beispielsweise mit der Genese von Country oder britischem Folkrock befassen würde. Musik fällt nicht vom Himmel, sondern sie entsteht aus bestimmten sozialen, ökonomischen und kulturellen Gegebenheiten, Entwicklungen, Brüchen in einem bestimmten regionalen Rahmen.

Ich hatte das Konzept der Kraftwerker immer so verstanden dass die Intention „einen bundesrepublikanischen Sound“ zu finden, keinesfalls aus Angst oder Panik vor einem eventuellem Kulturimperialismus entstanden ist, sondern eher als künstlerisches Gedankenspiel „Die Amerikaner und Engländer haben ihren ureigenen Sound in der Pop-Musik, was wäre wenn der Pop/Rock`N´Roll hier entstanden wäre, mit der entsprechenden Tradition“, dass diese Musik nun gerade von Leuten mit ganz anderem kulturellem Hintergrund aufgegriffen wurde, ich denke an die frühen Hiphopper, zeigt doch gerade wie spannend es ist wenn Musik sich über Grenzen hinwegsetzt, und aus den unterschiedlichsten Einflüssen etwas neues entsteht.

Und dass sie in „Trans Europa Express“ Iggy Pop und David Bowie erwähnen ist doch schonmal ein Zeichen dass sie eher weniger anglophob oder antiamerikanisch eingestellt waren, sondern gerade erfreut waren, das ausländische Künstler ihnen Respekt zollten.

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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.