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otis
Was könnte an dieser Aussage, bezogen auf die 70er Jahre in D’dorf, falsch sein bzw. revanchistisch, Herr Historiker?
Für mich ist nicht eindeutig, wenn er mit „we“ meint, von welcher Zeit genau er spricht, ich verstehe ihn so, dass er von der Situation in Nachkriegsdeutschland spricht. Britische Besatzungszone war NRW nur bis 1949, daran ist natürlich nichts zu deuteln. Seine Darstellung ist sicher extrem verkürzt, welche „Denke“ dahinter steht oder stand, würde ich mir ohne ein Gespräch aber nicht anmaßen zu beurteilen. Außerdem ist das ja nur die Darstellung von Karl Bartos, nicht von Kraftwerk. Dass sie einen eigenen musikalischen Ausdruck suchten, der eben nicht einfach angloamerikanische Vorbilder imitierte, halte ich an und für sich noch nicht für revanchistisch. Er bezieht sich auf Fassbinder und Beuys und sagt, sie wollten ähnlich wie diese in der Kunst und im Film versuchen zu fassen, wie die Bundesrepublik klingt. Bei diesen Vorbildern bedeutet das ja wohl nicht irgendeine Art von Hurra-Patriotismus, sondern eine künstlerische Reflektion der eigenen Lebenswirklichkeit.
In einer anderen Gesprächssequenz wird auch deutlich gemacht, dass es Kraftwerk auch um einen Gegenentwurf zum Männlichkeitswahn des 70er Jahre-Rock ging.
Ehrlich, wie schnell hier der Stab nach Hörensagen gebrochen wird, wundert mich schon etwas. Es dürfte auch nicht schwerfallen, etwa Morrissey oder Oasis als Antiamerikanisten und damit ideologisch bedenklich abzustempeln, aber das wäre doch wohl auch stark verkürzt.
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