Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › Das RS-Forum wählt die 50 besten deutschen Alben › Re: Das RS-Forum wählt die 50 besten deutschen Alben
MikkoIch weiß ehrlich gesagt nicht, wie wichtig „Monarchie und Alltag“ heute noch ist für jüngere Hörer, die das Album erst jetzt kennen lernen. Das ist dann wahrscheinlich von sehr individuellen Vorlieben abhängig. Und wenn ein Interesse erst mal geweckt ist, führt die nähere Beschäftigung womöglich zu weiterem Verständnis und tiefer gehendem Interesse usw. Bei mir selbst ist es eher umgekehrt. Für mich hat „Monarchie und Alltag“ eher an Bedeutung verloren.
Ohne den zeitgeschichtlichen Hintergrund reduziert sich das Album weitgehend auf seinen musikalischen Inhalt. Ähnlich wie bei Ton Steine Scherben hört man Texte, die auf gesellschaftspolitische Zustände eingehen, nicht selten poetische Elemente enthalten, aber losgelöst aus ihrer Zeit nicht sofort nachvollziehbar werden. Die Scherben packen ihre Anliegen in Rockmusik, Fehlfarben malen mit New Wave. Der Neuling denkt an Stonehenge und wundert sich über den Kanon.
Some Velvet MorningAbgesehen davon, dass alle vier Acts eher unbedeutend sind folgende Artists: Die Erde/Tobias Gruben, Flowerpornoes, The Cocoon, Heroina, 39 Clocks, Pink Turns Blue, Das Ich, Deine Lakaien,… Man muss suchen, aber es gibt sie. In den Nullern ist es gänzlich uncool geworden deutsche Musik zu hören. Die Besatzungsmächte haben ihr Ziel erreicht. Ja, es kommt zudem viel Mist raus, was aber meiner Meinung daran liegt, dass deutsche Künstler versuchen englisch/amerikanisch rüberzukommen.
Von den Genannten kenne ich nur The 39 Clocks. Was die militärische amerikanische Invasion vor der musikalischen britischen betrifft, glaube ich nicht, dass die Vereinigten Staaten von Amerika etwas mit dem merkwürdigen Misstrauen der Deutschen gegenüber ihren heimischen Talenten zu tun haben. In den Nachbarländern gibt es so ein Problem nicht. Das mit der angeblich “uncoolen” deutschen Musik verstehe ich ebensowenig.
Vielleicht gibt es aber einen Zusammenhang mit dieser Empfindungsschieflage und den nicht sonderlich repräsentativen Listen zu deutschen Alben und Künstlern. Namen der auf vielen Heftseiten in einschlägigen Magazinen hochgelobten und dort beworbenen neuen deutschen Künstler tauchen in Listen (diesseits und jenseits dieses Forums) nur selten oder gar nicht auf. Keine Boozoo Bajou, M. Walking On The Water, Lali Puna, Mouse On Mars, Klee, Ja König Ja, Stella, Stereo Total, Super 700, Fink, Kammerflimmer Kollektiv, Get Well Soon, Erdmöbel, Jazzanova, De-Phazz, Britta oder La Hengst. Die wurden besprochen, für gut befunden, sind auch außerhalb Deutschlands nicht gerade unbekannt und gehören trotzdem nicht dazu.
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