Re: ROLLING STONE Oktober 2010

#7756605  | PERMALINK

satiee

Registriert seit: 09.07.2006

Beiträge: 2,515

hinterwald

worüber ich mich auch freggd geärgert habe: maxim biller brotneidet von schirach, weil der zu allem überfluss einen opa hat, den er lieb hat? mal ehrlich, was kann der dafür, daß sein großvater ein nazi war und darf er den deshalb nicht lieb haben, seinen eigenen großvater???? ich glaub‘ ich spinne. die bücher von von schirach haben einen _sound_, ein bißchen wie young marble giants, kurz, knackig, flüssig.

*
M. Biller’s Feuilletonshow „Opas Enkel“ über F.v. Schirach’s Bestseller ist in der
Tat ein höchst ärgerliches „Moralpamphlet“, das man schnellstmöglich wieder vergisst.
Gekonnter beurteilt den ach so Verschmähten kein geringerer als B.v. Stuckrad-Barre (!) im/zum aktuellen Buch „SCHULD“:

„Beim Lesen dieser Geschichten hatte man Glückserlebnisse wie sonst nur bei der Lektüre von Fitzgerald oder Capote, da sitzt jedes Wort, da ist alles
an seinem Platz, Poesie durch Klarheit, im Leserkopf entsteht ein soghafter –
man kann es nicht anders sagen – Film; die Figuren und ihre Geschichten in einer zwar warmherzigen Menschenkenntnis entwickelt, zugleich jedoch weht
durch die Zeilen ein kühleres Lüftchen der Vergeblichkeit, der Unausweichlichkeit menschengemachter Katastrophen.“ (Zitat Ende)

Biller scheint beide Bestseller nicht gelesen zu haben. Vorurteilsgeladen fährt
er stattdessen auf eine pauschale Schelte gegen den Autoren ab, die in ihrer
Machart an Sarrazin erinnert.
(Für mich der einzige Ausrutscher in der Oktober-Ausgabe).

--