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MikkoNail, komm‘ mal wieder runter.
Es gibt gute Gründe, die Onkelz im Rolling Stone zu ignorieren. Die von Dir eben genannten gehören eher nicht dazu.
Das Thema Onkelz wurde in diesem Forum im Übrigen schon ausführlich und geduldig diskutiert. Dazu ist alles gesagt.
Und nein, mep, ich bin nicht der Meinung, dass die Band ein einziges gutes listenswertes Album gemacht hat. Und das hat nichts mit politischen Implikationen zu tun. Die Band spielt einfach drögen Hardrock mit ziemlich banalen bis klischeehaften Texten.
Ich bleibe dabei, die Onkelz sind musikalisch unbedeutend, unwichtig und nervtötend. Sie sind viel mehr ein Phänomen, das man unter soziologischen und jugendpsychologischen Aspekten ernst nehmen und diskutieren kann und muss. Aber nicht hier und jetzt.
OK. Wenn man der Meinung ist, Musik und Texte sind musikalisch unbedeutend, dröge und banal, wieso nimmt man dann die Hosen mit in diese Liste auf ? Ich kann nachvollziehen, dass man qualitativ einen Unterschied zwischen den Ärzten und den beiden anderen genannten Gruppen zieht, aufgrund der in gewisser Weise progressiv zu nennenden Frühphase und der ironischen Grunddisposition der Band. Ich bin kein Freund ihrer Musik, kann das aber verstehen.
Aber es entzieht sich mir vollständig, keine qualitativen Probleme mit Hosenplatten zu haben, aber gleichzeitig die onkelz unter qualitativen Gesichtspunkten zu verdammen. Zwischen der musikalischen Ausrichtung der beiden Gruppen liegen nun mal einfach wirklich keine Welten.
Textlich ist das natürlich immer irgendwie auch Geschmackssache. Die onkelz sind pathetisch; mit Sicherheit. Die onkelz sind bisweilen banal; das kann gut sein. Die onkelz sind eben einfach eine deutsche Rock & Roll Band.
Aber: Schon Adios allein steckt voller textlicher und musikalischer Ideen, die es auf ´Ein kleines bisschen Horrorshow´ nun wirklich nicht zu finden gibt. Und gerade auch der Werdegang der Band, mit nur wenigen Möglichkeiten des öffentlichen Auftretens bis in die Mitte der 90er Jahre hinein, hat dazu geführt, die Produktionen deutlich ausgefeilter und komplexer werden zu lassen. Es wird immer von der Limitierung der Gruppe auf einzelne Themen oder Sounds gesprochen. Ein breiteres Portfolio im Verlauf der musikalischen Karriere einer deutschen Rockband ist mir zumindest nicht bekannt. Über frühe Punk, Ska und Reggae Anklänge, hin zu Metalanleihen, zurück zu softeren Rockvarianten und Jamplatten, Neuorientierungen zu elektronischeren Spielarten und düsteren Industrialsounds. Alles mündend in eine letzte Platte, die all diese Stärken bündeln und transzendieren konnte. Es ist eine Musik, durchdrungen von Kraft und Energie. Und es sind Aufnahmen von großer Eigenständigkeit und Rebellion. Wären die Texte der Gruppe nicht auf deutsch, sondern auf englisch, niemand würde hier solche Probleme mit den Inhalten und deren Darbietung hegen…
Aber auch wenn wir uns darauf einlassen wollen, dass man sich rein aus musikalischen Gründen nicht um die Gruppe bemühen müsste, ist es denn dann gerechtfertigt, ein Ereignis wie VCT mit keinem einzigen Wort zu erwähnen ?
Es geht mir nicht darum, dass ich erwarte, dass der RS meine Sicht auf die Gruppe teilen möge, oder überhaupt auch nur teilen könnte. Es geht mir um den Umstand einer bewussten Aussparung der musikalischen Realität und Wertigkeit in der Geschichte der deutschen Rockmusik und um eine geschönte, selbstgefällige Geschichtskittung. Das sehe ich so.
Und damit möchte ich niemandem zu nahe treten und auch nicht zu einem etwaigen Helfershelfer von welchen bö(h)sartigen Unterstellungen auch immer hingestellt werden…
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STANdground.