Re: Woody Herman

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gypsy-tail-wind
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The V-Disc Years 1944-1946 ist sehr toll! Wir hören Woody Hermans erste Herd, wie sie sich findet. Da ist die grossartige Rhythmusgruppe Ralph Burns (p), Billy Bauer (g), Chubby Jackson (b) und Dave Tough (d), auf der die ganze Band aufbaut. Dann die flüssige Klarinette, das Hodges-getränkte Altsax und die Hipster-Vocals von Leader Herman, dazu die grossartigen Solisten Bill Harris an der Posaune und Sonny Berman an der Trompete. Ebenfalls regelmässig solistisch zu hören ist das eher solide als grossartige Hawkins-geprägte Tenor von Flip Phillips, zudem hie und da die Trompeten von Conte Candoli und Neal Hefti oder das Piano von Burns und seinem Nachfolger Tony Aless.
Auf dem 2CD-Set findet sich ein Stück von Anfang 1943 („Dancing in the Dawn“, #3) noch mit der als „band that plays the blues“ bekannten Vorgänger-Gruppe., Dann sind drei V-Disc Sessions vom August und September 1944 zu hören, zwei vom Januar und Februar 1945, sowie eine letzte vom August 1945.
In der einen Session vom Januar 1945 entstanden neben einem Band-Track auch zwei Stücke in kleinerer Besetzung mit Harris, Phillips, Burns, Bauer, Jackson, sowie Ben Webster am Tenor, Drummer Johnny Blowers und Marjorie Hyams an den Vibes. Auf dem ersten Stück („Somebody Loves Me“) singt Herman, auf dem zweiten („John Hardy’s Wife“) sind er, Phillips und Hyams abwesend. Auf dem ersten Stück sind Harris, Phillips und Webster zu hören, das zweite Stück (ein Ellington-Original) gehört zum grossen Teil einem phänomenal aufspielenden Webster, der aber am Ende seines zweiten Solos ein technisches Problem hat (worauf Ralph Burns einspringt und das Solo zu Ende führt) – zum grossen Glück wurde diese Aufnahme dennoch veröffentlicht und ist erhalten geblieben!
Ebenfalls zu hören sind mehrere Stücke, die nicht genau datiert werden können (prob. August 1945). Herman selbst ist hier nicht anwesend, aber Sonny Berman und Bill Harris glänzen einmal mehr mit schönen Soli.
Am Ende findet sich der Mitschnitt eines Esquire All-American Jazz Konzertes, das Mitte Januar 1946 ausgestrahlt wurde. Orson Welles wirkte als M.C. ZU hören sind sechs Stücke, die Solisten sind neben dem Leader Harris, Phillips, Tony Aless, Sonny Berman, Chubby Jackson und Vibraphonist Red Norvo. Auf „Jackson Fiddles while Ralph Burns“ ist wohl Ralph Burns als Gast anwesend und nimmt Aless‘ Platz ein. Den Abschluss macht eine kleine Überraschung: neben Herman war Ellingtons Band Headliner des Konzertes, und die beiden Bands spielen zusammen den „C Jam Blues“. Die Solisten sind Herman, Taft Jordan (von Sonny Greer angetrieben) und Flip Phillips (während die Rhythmusgruppe von Herman übernimmt). Die Highnotes am Ende stammen dann von Cat Anderson.
Ich kenne die Columbia-Aufnahmen Hermans aus dieser Zeit noch nicht, aber auch aufgrund dieses Hep 2CD-Sets lässt sich sagen, dass es sich bei der ersten Herd um eine grossartige Band handelte. Die Rhythmsugruppe ist beeindruckend, die Solisten agil und vielfältig, der Leader selbst weiss ebenfalls sehr zu gefallen. Und auch die diversen Vocals von Frances Wayne (vor allem auf CD1) sind sehr hörenswert.

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