Re: Art Blakey & The Jazz Messengers

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gypsy-tail-wind
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Vor einigen Jahren kam ich an die Aufnahmen der ganzen Blakey/Monk-Sessions heran. Auch wenn mit ziemlicher Sicherheit die besten Takes den Weg aufs Album gefunden haben ist das doch ein Dokument, das mich fasziniert.

Robin D. G. Kelley hat folgenden Eintrag in seiner Diskographie:

May 14, 1957

Capitol Studios, New York City
Art Blakey’s Jazz Messengers with Thelonious Monk
Personnel: Bill Hardman (tp) Johnny Griffin (ts) Thelonious Monk (p) Spanky DeBrest (b) Art Blakey (d)

2560-1/2 Blue Monk (rejected)
2560-3 Blue Monk (rejected)
2560-5 Blue Monk (rejected)
2560-6 Blue Monk (rejected)
2560-7 Blue Monk (rejected)
2560-8 Blue Monk (rejected)
2560-9 Blue Monk (rejected)
2560-10 Blue Monk Rhino R2 75598-2
2561-1/2 Evidence (rejected)
2561-4 Evidence Rhino R2 75598-2
2561-5/6 Evidence (rejected)
2561-7 Evidence (rejected)
2561-8/9 Evidence (rejected)
2561-10 Evidence (rejected)

Notes: The CD Rhino R2 75598-2 is titled Art Blakey’s Jazz Messengers with Thelonious Monk. On the original release on Rhino, “Evidence” was mistakenly titled “I Mean You.”

May 15, 1957

Capitol Studios, New York City
Art Blakey’s Jazz Messengers with Thelonious Monk
Personnel: same as above

2564-1/2 I Mean You (rejected)
2564-3 I Mean You Rhino R2 75598-2
2564-6 I Mean You Atlantic LP/SD1278; Rhino R2 75598-2
2561-1-3 Evidence (rejected)
2561-4 Evidence (rejected)
2561-5 Evidence (rejected)
2561-6 Evidence Atlantic LP/SD1278; Rhino R2 75598-2
2560-1-4 Blue Monk (rejected)
2560-5 Blue Monk Atlantic LP/SD1278; Rhino R2 75598-2
2563 Purple Shades Atlantic LP/SD1278; Rhino R2 75598-2
2562 Rhythm-a-ning Atlantic LP/SD1278; Rhino R2 75598-2
2565 In Walked Bud Atlantic LP/SD1278; Rhino R2 75598-2

Notes: Atlantic LP/SD1278, titled Art Blakey’s Jazz Messengers with Thelonious Monk, was also released on CD as Atlantic 1278-2 [CD].

Das ist wohl nicht ganz vollständig, einige Take-Nummern wurden mehrmals verwendet (im Falle von false starts oder rasch abgebrochenen Takes), auch fehlt bei Kelley TK4 von „Blue Monk“ (in der ersten Session), ein vollständiger Alternate Take. Von „Evidence“ fehlt dann (auch ein der ersten Session) TK3, ein weiterer vollständiger Alternate Take. Auch bei „I Mean You“ (zweite Session) fehlen bei Kelley einige Take-Nummern, die ich als kurze false starts und unvollständige Takes auf meinen CDRs habe.

Die Ausbeute an vollständigen Takes ist folgende: Von der ersten Session drei weitere Alternate Takes von „Blue Monk“ (zusätzlich zum Alternate auf der Rhino-CD), zwei weitere von „Evidence“ (zusätzlich zum Alternate auf der Rhino-CD) und von der zweiten Session noch zwei Alternates von „Evidence“ (zusätzlich zum Master).
Der Rest des unveröffentlichten Materials beschränkt sich auf zahlreiche Breakdowns von „Blue Monk“, „Evidence“, und „I Mean You“, von den drei anderen Stücken des Albums („Purple Shades“, „Rhythm-a-Ning“ und „In Walked Bud“) ist leider nichts weiteres überliefert.
Das spannende an der Sache ist aber auch weniger, die Alternates zu hören, sondern einen Einblick zu kriegen, wie die Session abläuft, wie sich die Tempi ändern, wie Themen verhauen, Töne verpasst, Unsicherheiten ausgebügelt werden, wie sich die Ideen der Solisten entwickeln, vor allem Hardmans Spiel etwas an Sicherheit gewinnt (Griffin klingt eigentlich stets souverän).

Ein paar Wochen davor, am 25. April 1957, wurden Blakeys Messengers in ihrer Sextett-Version im Blue Note in Philadelphia mitgeschnitten:

Art Blakey’s Jazz Messengers
Philadelphia, PA (USA), Blue Note
April 25, 1957

Bill Hardman – trumpet
Jackie McLean – alto sax
Johnny Griffin – tenor sax
Sam Dockery – piano
Spanky DeBrest – bass
Art Blakey – drums

1. The Theme (8:33) [cuts in]
2. Off the Wall (21:38) [cut]
3. Stella By Starlight (14:02)
4. A Night in Tunisia (16:08) [cut]

TT: 60:25
Source: SBD Reel (?)

McLean, Hardman und Griffin sind alle in starken Soli zu hören, dass die Stücke so lang dauern ist eine kleine Überraschung, die zeigt, dass die Musik auf den Alben kaum dem entspricht, was die Messengers damals an ihren Auftritten boten.
Die langen Soli sind sicher nicht grundsätzlich besser, eher anders. Sie erlauben den Musikern, Ideen zu entwickeln, geben ihnen Raum – und das nutzen alle aus. Blakey geht im Mix ziemlich unter, DeBrest ist oft nur vage zu spüren. Das Highlight des Sets ist erwartungsgemäss das leider unvollständige „A Night in Tunisia“ mit einem sehr tollen Drums+Perkussion-Intro.

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