Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Soul, R’n’B & Funk › Ray Charles – Pure Genius › Re: Ray Charles – Pure Genius
Ich habe mir jetzt doch mal die Zeit genommen, den ja noch relativ übersichtlichen Thread aufzuarbeiten. 2 Zitate sind mir besonders ins Auge gestoßen, die ich kurz aus meiner Sicht kommentieren möchte
Joliet Jake
…
Mit den Modern Sounds in Country and Western Music hatte er nach seinem Weggang von Atlantic 1960 bei ABC einen grandiosen Einstieg, aber meiner Meinung nach ging es danach künstlerisch nicht mehr bergauf.
…
m. E. ist es das Typische an Ray Charles, dass er sich nie in Normen + Schablonen pressen ließ. Die Erfolge bei + mit Atlantis gaben ihm die (finanzielle) Unabhängigkeit, auch Dinge zu tun, die nicht einmal seine Labels verstanden. Er suchte nicht den Erfolg bei einer bestimmten Zielgruppe, sondern bedient Sie alle. Es gab’s den Soul-Freaks + den Jazzern, schmuste mit C+W + widmete sich den Standards aus 40 Jahre amerikanischer Musikgeschichte. Eigentlich gab es nie eine Stilrichtung sondern immer nur Ray Charles. Er schaffte es, mit seinen Arrangements + vor allem seinen Interpretationen, jeden Song seinen eigenen (Soul?-)Stempel aufzudrücken. Das macht Ihn in meinen Augen zu einem der Größten – nicht nur des Soul.
ferry
…
Der „echte“ Ray Charles beginnt wahrscheinlich 1954 mit dem Paukenschlag von „I Got A Woman“. Der Song wurde von P.Guralnick ja auch als erster echter Soul-Song genannt.
Au haua hau ha – da haben wir es wieder – wann begann Soul; was ist Soul; wie …
Guralnick ist zweifelsohne gut + sehr informativ; aber das Thema SOUL an einem Song festzumachen? Unstrittig ist aber für mich auch, dass RC einer der wichtigsten (der Wichtigste?) Wegbereiter und Treiber der Soul-Ära war. Interessant ist nur, dass er sich, als die Sache ins Rollen kam, anderen Stilen zuwandte. Eben hieraus resultiert m.E. auch die Einstellung vieler Fans, seine späteren Alben seien kein Soul mehr – und damit auch nicht so gut. Weit gefehlt – sie waren nur anders!
gypsy tail wind
…
sein letztes (?) Album Genius Loves Company (kenn ich nicht)
…Kann jemand etwas zu „A Message From The People“ sagen? Von der Concord-Seite:
„Genius Loves Company“ ist meines Wissens sein tatsächlich letztes aufgenommenes Album. Hier überwiegt eher der Fakt eines zeitgeschichtlichen Dokumentes, als die Einordnung als musikalisch besonderes Album. Niemand darf Kraft + Stärke erwarten. Die Intensität liegt in dem Mut, mit letzter Kraft noch einmal Stile + Interpreten auf einer CD zu vereinigen, die sein Spektrum repräsentieren. Eine Werkschau in kleinem Stil.
In diesen Zusammenhang steht auch die von GTW hinterfragte „A Message From The People“ und die spätere „Friendship“ (C+W-lastig). Sich mit Freunden zu gemeinsamen Songs zusammenzutun ist keine Erfindung der letzten Jahre. (obwohl man ja tw. überschüttet wird damit …) Immer aber ist es RC der sagt, was, wie, wo und wer … und allen macht’s Spaß!
Für mich sind alle 3 Alben unverzichtbarer Bestandteil meiner Sammlung – wenn auch nicht die meistgehörten. Man muss sich m.E. Zeit nehmen + ohne Erwartungen ans Hören gehen.
Es ist wohl eher untypisch, dass jemand alle RC-Alben + Stile gut findet; zu breit ist das Spektrum. Ich tu mich schwer bspw. mit den sehr jazz-lastigen Alben, bin aber bei Soul, Blues, C+W + anderen Crossstilen fast immer dabei.
So findet jeder „seinen“ RC – und das ist auch gut so …
--
------------------- SOUL IS A CONSTANT. IT’S CULTURAL. IT’S ALWAYS GOING TO BE THERE, IN DIFFERENT FLAVOURS AND DEGREES. Aretha Franklin