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nikodemusGanz ehrlich? Ich will mich gar nicht mehr aufregen und anscheinend geht es vielen ähnlich. Biggi und Arne können ja gerne auf Springsteen abgehen, aber müssen sie uns ständig damit belästigen? Trittin als Popstar, selbst Joachin Hentschel kann das wohl schwer rausreißen, beim geschätzten Torsten Groß kommt der Rockist wieder raus und selbst Brüggemeyer, auf den eigentlich immer Verlass ist, frönt seiner merwürdigsten Leidenschaft. Der Rolling Stone auf dem Road To Nowhere und ich muss noch bis nächstes Jahr dabei bleiben. Selbst schuld.
Retour. Eigentlich habe ich Lust mich aufzuregen. Nicht weil ich glaube, dass der Stone seine Fahrtrichtung ändert, aber um Luft abzulassen, über diese gähnend-freche Themenauswahl. Was fällt euch ein möchte man euch zurufen, obwohl ihr entweder schuldlos seid oder meint, dass das der neue Weg sein muss. Wie langweilig muss die aktuelle Popkultur sein, damit ihr uns zum x-ten Mal die nächste Homestory, die nächste Glorifizierung eines Altrockers gibt, der schon viel zu oft bejubelt wurde. Wie einfallslos müssen Musikjournalisten sein, ja für wie dumm und einfältig haltet ihr uns, dass ihr uns den gleichen Led Zep Quark wieder und wieder auftischt.
Gibt es da in der längeren und kürzeren Vergangenheit nichts relevanteres, was mal gesagt werden müsste? Wie kann der Stone immer noch glauben, auch nur ein Dutzend Leser interessieren sich für die Hörgewohnheiten von Propaganda Politikern, denen zugleich Heft für Heft immer mehr Platz eingeräumt wird? Wirf ihnen eine Liste hin und sie sind glücklich? Gib ihnen was sie wollen? Darf’s noch ein Gimmick mehr sein?
Der Stone sägt an seiner Reputation, was angesichts zahlreicher verkaufter August Hefte wahrscheinlich nicht ins Gewicht fällt. Schon die neuen Rubriken sprechen mehr aus, als es auf den ersten Blick erscheint – Popshopping, Kinderkram, Randnotizen, jawohl, das ist der neue Stone. Wo bleiben die längeren Texte, die Essays?
Nicht die Bilder stören, nicht der Busen, ja nicht mal die FDP Blondinen, die Lücken zwischen den Zeilen, die früher noch Aussagen hatten, die Denkanstöße und der Mut sich abseits vom Offensichtlichen zu bewegen, dies alles fehlt im Berliner Stone und man fragt sich, warum so gute und talentierte Autoren wie Hentschel, Brüggemeyer und Groß sich so etwas antun. Bedauerlich, dass der Running Gag mit der Tankstelle zum Credo für interessierte Leser werden kann, da fünf Minuten für den neuen Stone meist ausreichen.
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and now we rise and we are everywhere