Antwort auf: McCoy Tyner – The Real McCoy!

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gypsy-tail-wind
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Habe beschlossen, nachdem ich mit Coletrain durch bin, mich mal endlich dem grösseren Stapel Tyner CDs zu widmen, von denen mir manche noch kaum vertraut sind…

Inception ***

Tyners Debut vom Januar 1962 präsentiert ihn mit der Art Davis und Elvin Jones. Tyner klingt gar nicht so anders wie auf den Coltrane Sessions vom Oktober 1960, nur dünkt mich einiges verhaltener…
Der Zeitrahmen: http://forum.rollingstone.de/showthread.php?p=2192654#post2192654
Ende 1961 ist Tyner mit dem Coltrane Quintett (mit Dolphy, Workman und Jones) auf einer längeren Europa-Tournee gewesen, im Juni entstanden dann die Sessions zum Album Coltrane, aber im Quartett spielt Tyner auch in den lyrischen Stücken mit mehr Attacke, lebendiger, zupackender, als auf seinem Trio-Album. Die Stücke sind ein Mix aus Blues und modalen Eigenkompositionen sowie zwei Standards, „There Is No Greater Love“ und Kurt Weills „Speak Low“.
Am besten gefällt mir das Original „Effendi“, ein einigermassen ungewöhnlich strukturiertes Stück aus dreimal acht Takten, die ersten und letzten in D-moll, die mittleren in Fis-moll. Hier gelingt es Tyner, eine eigenartige, schwebende Stimmung herzustellen. „Blues for Gwen“ ist sehr eingängig und macht Spass, fast schon ein Vorbote von „Blues on the Corner“. Eher enttäuschend dann, wie er am Ende über „Speak Low“ hinweg… rast? Schwebt? Jedenfalls vergibt er die Chance, das spannende Stück tiefer zu erforschen.
Erwähnenswert ist überdies auch Elvin Jones – er klingt leicht, fast wie auf seinen frühen Aufnahmen in den Fünfzigern, aber er swingt auch wunderbar, teilweise mit Besen.

Since this is the first album by McCoy Tyner as a leader, I asked John Coltrane, for whom McCoy has played for the past two years, to provide an introduction which would clarify the disctinctive elements in McCoy’s style. „First,“ Coltrane began, „there is his melodic inventiveness, and along with that, the clarity of his ideas. He also gets a very personal sound from his instrument; and because of the clusters he uses and the way he voices them, that sound is brighter than what would normally be expected from most of the chord patterns he plays. In addition, McCoy has an exceptionally well developed sense of form, both as a soloist and an accompanist. Invariably, in our group, he will take a tune andd build his own structure for it. He is always, in short, looking for the most personal way of expressing himself. He doesn’t fall into conventional grooves. And finally, McCoy has taste. He can take anything, no matter how weird, adn make it sound beautiful.“

McCoy Tyner was born in Philadelphia on December 11, 1938. His mother played piano at home and in church, but until McCoy, there were no professional musicians in the family. He started studying piano at thirteen, and after an initial period of lack of interest in music, he suddenly found himself so absorbed in the possibilities of the instrument that he spent most of his time practicing, forgoing the street games of his friends. Bud Powell was an early influence, and a further stimulus came from Thelonious Monk. Revealingly, McCoy admires Monk primarily because „he plays so spontaneously. All of us have individuality – in some field or other – and it’s a shame not to cultivate what’s inside of you. If you don’t, you wind up not knowing yourself and playing somebody else. Monk has never done that.“

~ aus Nat Hentoffs Liner Notes zu „Inception“, Impulse AS-18

Tyner hat privaten Unterricht genossen, aber auch an Schulen in Philadelphia Theorie-Lektionen besucht. Statt ans Konservatorium zu gehen hat er u.a. mit Calvin Massey gearbeitet und auch als Hauspianist für reisende Solisten gearbeitet. Schon früh hat er mit Coltrane gespielt, wenn dieser mal wieder in Philadelhpia war. Sein erster grosser Job war mit dem Jazztet von Art Farmer und Benny Golson, das er dann verliess, als Coltrane seine eigene Band gründete.

Reaching Fourth ****

Sein zweites Album nahm Tyner im November 1962 mit Henry Grimes und Roy Haynes auf. Das Trio klingt merklich anders, Haynes trockener Sound passt hervorragend zu Tyner und Grimes. In der Zwischenzeit waren mit Coltrane Sessions für die Alben Coltrane und Ballads entstanden. Die Stimmung von letzterem scheint Tyner in Gordon Jenkins‘ „Goodbye“ zu reproduzieren – man merkt aber auch, wie er denkt, wie seine Voicings anders sind, als man sie erwarten würde, wie er dem Stück neue Aspekte abgewinnen kann. Sehr schön auch hier wieder der Blues (wieder, weil das Titelstück von „Inception“ schon ein schöner Blues war), ohne allzu klischiert zu spielen schafft Tyner eine tolle Stimmung, von Grimes und Haynes wunderbar unterstützt.

Nights of Ballads & Blues ***

Tyners drittes Album entstand im März 1963 mit Steve Davis und Lex Humphries. Die Rhythmusgruppe ist wohl die am wenigsten bemerkenswerteste von Tyners Impulse Trio-Sessions, aber das passt schon, denn das Album ist eine Art „mood piece“, was schon mit dem Cover beginnt. Zum Auftakt gibt’s eine beschwingte Version von Ellingtons Klassiker „Satin Doll“, dann taucht die Musik wieder in die Balladen-Stimmung, die auch auf den beiden vorangehenden Alben immer wieder anzutreffen war. Tyner spielt dabei seine perlenden Läufe und hat immer diesen frischen Touch, und sein Ton klingt sanft und irgendwie leicht säuerlich (das mein ich keineswegs negativ… ringe nur um Worte, das zu beschreiben, was ich höre). Humphries erwacht auf „Groove Waltz“ aus der balladesken Lethargie und belebt mit seinem tollen Besenspiel streckenweise auch Tyner ein wenig, sonst bleibt die Stimmung aber sehr gedämpft und wenig aufregend. (Ich war versucht, nur **1/2 zu geben… aber das Album ist ja eigentlich schon ganz hübsch, also bin ich mal nachsichtig.)

zuletzt geändert von gypsy-tail-wind

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