Re: Bob Dylan – Songs mit den schönsten Lyrics

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dylanesque

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Ich gehe mal davon aus, dass du mit deinem kommentarlosen Link dir die Argumente des Textes zu eigen machst, aber dir nicht die Mühe machen willst, sie darzulegen? ;-) Na gut, wie auch immer…

„… Eben weil heute von jedem Pop-Schreiber pflichtschuldig die Mär von der ach so unberechenbaren Wandlungsfähigkeit Dylans, von seiner ewig währenden Neuerfindung auf den Bühnen dieser Welt etc. nachgebetet wird, verstellt sich der Blick auf diese einzige und eben wesentliche Konstante in seinem Schaffen: den geistigen Diebstahl. Das Kuckucksdasein.“

Zu behaupten, Dylan habe geklaut, heißt nicht weniger, als ihn völlig misszuverstehen. Sind nicht gerade die Referenzen und die Intertextualität von Dylans Lyrics das, was ihren Reiz ausmacht (Ich denke hier z.B. an die Kafka-Bezüge in „Love Minus Zero“, wobei die Liste natürlich unendlich wäre).

Und wenn – wie im Text anklingt – die Lyrik Dylans nur dann funktioniert, wenn mit Musik untermalt, frage ich mich, warum sich so viele Literaturwissenschaftler für „Visions of Johanna“ interessieren.

Am deutlichsten zeigt der Autor des Textes bei seinen despektierlichen Kommentaren zum Weihnachtsalbum, dass er Dylan überhaupt nicht verstanden hat. Hier geht es nicht darum, Kapital aus Klassikern zu schlagen – das hat Dylan wirklich nicht nötig (schon gar nicht finanziell). Dylan sieht sich auch als Teil einer bald jahrhundertelangen Tradition, in der das Schreiben von neuen Songs genauso wichtig ist und war wie die Weitergabe der alten Songs an die neue Generation. Nichts anderes macht er mit seiner Weihnachtsplatte.

Ich empfehle auch mal einen Blick auf die Kommentare zu dem Artikel – allesamt negativ. Besonders lesenswert:

„…Empfehle in diesem Zusammenhang die Lektüre von Heinrich Deterings Artikel in der neuesten Ausgabe von LITERATUREN, auf den Herr Bruckmaier sich offensichtlich bezieht, dies aber leider nicht benennt. (Uff, die Kuckucksfalle.) Detering benennt dort einfach einen – auch nicht gerade neuen – Ansatz der Bewertung von Dylans Arbeit (yes, Arbeit), indem er die Einheit von Schrift- und Singstimme, Schrift und Lied, Strandgut und Eigenem in Zimmermanns Schaffen hervorhebt und das Ergebnis als durchaus nobelpreiswürdig einstuft.“

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"Crimson flames tied through my ears, Rollin’ high and mighty traps, Pounced with fire on flaming roads, Using ideas as my maps, “We’ll meet on edges, soon,” said I, Proud ’neath heated brow, Ah, but I was so much older then, I’m younger than that now" - Bob Dylan, My Back Pages -