Re: Top 20 All-time Fave Artists/Groups

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nikodemus

Registriert seit: 07.03.2004

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Bodacious Cowboyniko, schöne Liste, aber mich verwundert etwas, das Coltrane so schnell Joni und Cohen überholt hat.

Wenn Du magst, kannst Du gern mal schreiben, wieso Dir seine Musik so sehr gefällt.

Mir mangelt es ja nicht an Platten von ihm, der Zugang fällt mir aber schwer.

Lieber Bo-Co, deine Frage ist berechtigt, gerade nach unserer Diskussion in Köln. Ich habe seit Januar sehr viel Jazz gehört und musste mir einiges auch erst erschließen. Einiges von Coltrane (v.a. A Love Surpeme) kannte ich schon länger, verstanden hatte ich es aber nicht. Mein Zugang zu Jazz kam erst durch Mingus „Black Saint“ und über Monk. Nach und nach verstand ich zumindest ein bisschen was, war überrascht wie vielseitig Jazz sein kann und grub weiter im Coltraneschen Kosmos. Nach und nach öffnete sich mir eine neue Welt, die ich nicht immer verstand, die aber sehr verlockend war. Nach und nach hörte ich Melodien heraus, die mir vorher verborgen blieben, was dazu führte, dass ich neben Coltranes Soli vermehrt auf die Rhythmusgruppe achtete (nicht nur im Jazzbereich), bis sich irgendwann Feinheiten und Details rausschälten, die eine große Anziehungskraft ausstrahlten.

Verstanden habe ich deswegen noch lange nicht den Jazz, ja nicht mal annäherend Coltrane, aber JC führte doch dazu, dass ich mich von dem lösen konnte, was ich bisher von einem Song erwartete, sprich ein einheitlicher Rhythmus, eine einprägsame Melodie etc. Der Reiz für mich liegt auch gerade darin begründet, dass sich kein Anhören immer gleich anhört, jedes Hörsession benötigt Aufmerksamkeit, um seine Spannung zu entfalten und aufzulösen.

Mittlerweile besitze ich rund 20 Alben, auf den Coltrane mitspielt, davon über die Hälfte als Leader, den Rest als Sideman oder Co-Leader. Jedes Album ist anders, jedes verlangt eine andere Art von Aufmerksamkeit, Geduld und/oder Nerven. Was ich zumindest jetzt weiß ist, dass „A Love Supreme“ sicherlich der falsche Einstieg in den Jazz und sicher auch für Coltrane für mich war. Ich würde dir empfehlen sich vorzutasten von Alben, die relativ klassisch sind und noch einfachen Melodiebögen folgen (falls du es noch nicht kennst, wäre „My Favorite Things“ der Einstiegstipp). Dann habe ich mich erfolgreich vorgetastet durch „Giant Steps“, dem großartigen „Olé bis hin zu „Village Vanguard“ und „Ascencion“. Wie gesagt ist das Musik, die noch viel Zeit zum verarbeiten braucht, ich bin nicht mal sicher, ob ich sie je ganz verstehen werde, ganz besonders ist sie auf jeden Fall.

Joni und Cohen sind großartig, nur haben beide auch sehr mittelmäßige Platten gemacht, was mich dazu führt, wie man hier vorgeht: bewertet man nur die höchsten Höhen eines Künstlers oder bezieht man das Gesamtwerk inklusive Tiefen mit ein. Gerade Cohens Spätwerk fällt da doch etwas ab, ebenso (wenn auch nicht so gravierend) wie Joni.

Eng war die Entscheidung dennoch, aber so eine Liste ist zwar, wenn auch gut überlegt, immer nur ein Zwischenfazit.

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