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MoondawnEs deutet in so viele potentielle Zukunften.
Diese Bemerkung werde ich mir merken und von Dir klauen! Zum einen, weil das stimmt und toll klingt, zum anderen, weil das die Musik von Stereolab insgesamt gut charakterisiert. The Lab greifen ja lauter musikalische (und andere) Avantgarden der Vergangenheit auf, die in potentielle Zukunften gedeutet haben. Oder die das Versprechen von schöneren Welten zumindest ein paar Minuten lang einlösten.
MoondawnDenn Stereolab tun etwas, was SY – zumindest auf regulären LPs – niemals gemacht haben: Sie thematisieren das Medium, indem sie ganz bewusst „Surfacenoise“ und „Scratching“ einbauen. Ich wünschte nur, die Band wäre nicht so schnell erwachsen geworden. :roll: Andererseits war das Tempo mit dem die Platten in dieser Periode aufeinanderfolgten atemberaubend. Damals Stereolab zu hören war in etwa so wie The Fall von 1979 bis 19….sagen wir …86 zu verfolgen.
Ja, sie thematisieren nicht nur das Medium Schallplatte, sondern sie thematisieren auch das Medium Popmusik an sich. Und sie thematisieren es nicht nur musikalisch: Du erwähntest ja bereits, dass SL die Vinyl-Band überhaupt sind. Sie zelebrieren Vinyl ja geradezu, auch in der Cover Art. Was war noch mal auf dem Cover von TRANSIENT abgebildet? Ein überdimensionaler Tonabnehmer! Und wonach haben sich Stereolab benannt? Nach einem Label für audiophile Vinylplatten!
The Fall habe ich Anfang der 80er etwas gehört aber dann aus den Augen verloren.
MoondawnKlar, dieser NME Review ist komplett unter der Gürtellinie aber… ich mag sowas durchaus, einfach weil es komplett over the top und genau dadurch verdammt amüsant ist. Alleine dieser Hitler-Vergleich…
Das ist der perfekte Ausdruck einer gewissen Anti-Stereolab-Stimmung, die Post-1997 – mehr oder weniger latent – in der Luft lag. Gane und Sadier hatten sich davor einfach ZU clever und besserwisserisch in IVs geäußert. Und waren vielleicht auch ein Tickchen zu omnipräsent gewesen.Backlash ist ein scharfes Schwert. Sonic Youth traf das nach „Goo“ und „Dirty“ ebenfalls, ich erinnere mich sehr gut an die mauen Reviews mit denen „Washing Machine“ 1995 bedacht wurde. Der Gipfel ist dann die Pitchfork-Kritik zu „NYC Ghosts & Flowers“ – Du hast es sicher erraten „Null Von Zehn“:
Wobei ich es in diesem Fall verstehen kann, wie Stereolab waren SY in der zweiten Hälfte der Neunziger einfach ZU ästhetisch, ZU selbstreferentiell geworden. Ich habe es selbst nicht ein einziges Mal geschafft „NYC Ghosts“ komplett durchzuhören. Nach vier Wochen gab ich es frustriert weg und hörte damit auf mir obligatorisch jede neue SY zu kaufen. Eine Haltung, die ich erst bei „Rather Ripped“ wieder aufgab.
Diese „Null von Zehn“-Reviews im NME scheinen eine gewisse Tradition zu haben, sind wohl offen polemisch gemeint und auch so zu verstehen. Der Hitler Vergleich … Das wusste ich nicht. So gesehen, kann ich das aber sogar nachvollziehen. Der gezielte Backlash nach einem Hype. Muss vielleicht auch mal sein. Den Hype habe ich damals aber nicht mitbekommen und aus der Distanz betrachtet sieht das alles etwas anders aus und COBRA .. ist eigentlich kein übles Album.
Sonic Youth sind bei mir ein ähnlicher Fall wie The Fall. Früher mal gehört aber dann aus den Augen verloren.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)