Re: Steve Coleman und M-Base

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fef

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Ich meinte nicht, dass eine Musik-Empfindung unbedingt richtiger wäre als eine andere. Ich finde nur, wenn einer sagt, eine Musik groove nicht, und eine andere tanzt voller Spaß dazu, dann muss man einschränken: Die Musik groovt im Ohr des einen nicht. Man kann nicht sagen, die Musik habe schlechthin keinen Groove. Denke ich. Coleman hält z.B. offenbar viel von Threadgill. Ich mochte früher schon ein paar Sachen von Threadgill, aber wenn ich jetzt seine aktuelle Musik höre, stellt sich bei mir kein Gefühl ein, wegen dem ich sie hören wollte. Z.B.: http://www.youtube.com/watch?v=zUQ28HFO5ag&feature=related Ich kann nur sagen: Da bin ich nicht dabei! Ich muss auch sagen, dass mir Coltrane nach 1964 (bis auf wenige Stücke) schlechthin unerträglich ist. Ich verstehe, dass er toll war usw., aber ich mag es nicht hören. Mein Empfinden erzeugt dabei nichts Erfreuliches. Aber manche sind hingerissen davon.

Doug-Hammond-CD:
Ich hab mir die CD gekauft, weil auf ihr Colemans Stück „Uhren“ drauf ist. Coleman spielte es letztes Jahr im Konzert, bei dem ich war.

Im Übrigen ist mir ein Coleman-Stück eingefallen, bei dem man den Aufbau aus unterschiedlichen „Patterns“ gut verfolgen kann und bei dem auch der spontane Charakter offensichtlich ist: Coleman spielt die Bass-Linie vor und der Bass übernimmt, Coleman spielt den Gitarren-Part so lange vor, bis ihn der Gittarist drauf hat. Dann singt er den Klavier-Part vor. Der Pianist übernimmt, kommt draus und Coleman hilft noch einmal nach. Dann singt er den Schlagzeug-Rhythmus vor. Schließlich improvisiert er darüber, die Gitarre beginnt, mit ihm zu kommunizieren … :
http://www.m-base.org/tao_of_mad_phat_mp3_files/laid_back_schematics.mp3

Auf der neuesten CD ist die Band extrem gut aufeinander eingespielt. Ständig übernimmt einer, unterstützt, antwortet, sodass die Musik zu einem großen Teil aus einer Art Kollektivimprovisation besteht. Der Schlagzeuger, Tyshawn Sorey, ist so kreativ, dass keine Spur von einem starren Pattern zu spüren ist.
Coleman sagte (ich glaube 2009), bei seiner Musik sei es „wie in der Kirche“. Das ist natürlich eine „schwarze“ Kirche, wo geklatscht, gesungen, getanzt und improvisiert wird.

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