Re: Steve Coleman und M-Base

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fef

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@ gypsy tail wind:

>> Zur „Monorhythmik“ des Jazz: das ist ein wenig übertrieben … < < Ja sicher! Elvin Jones hat sich ja auch mit afrikanischen Rhythmen beschäftigt. Usw. Interessant finde ich die folgende Analyse des Steve-Coleman-Stückes „Drop Kick“: [url]http://www.m-base.com/music_collectivism.html#part4 Hier kann man das Stück hören: [url]http://www.m-base.org/drop_kick_mp3_files/drop_kick.mp3 Berendts Jazzbuch über M-Base: Einerseits sagte es, Steve Coleman wirke wie ein Charlie Parker der heutigen Zeit, aber diese Kategorisierungen als Fusion usw. waren einfach danebengegriffen. Colemans CDs der damaligen Zeit (1989, also z.B. „World Expansion“) mögen so erschienen sein. Andererseits war seine erste CD deutlich anders. Auch der Konnex zu Ornette Colemans Prime Time ist Kritiker-Fantasie. Steve Coleman hat einen Einfluss von daher entschieden verneint und eigentlich ist das ja auch hörbar. Im Übrigen ist auch der Einfluss von Maceo Parker, von dem immer wieder die Rede ist, nach Colemans Aussage falsch. Auch ein Einfluss von Lee Konitz ist falsch. Kritiker stellen für sich offenbar irgendwelche Verbindungen her und behaupten das dann. Dass Musiker mit all diesem Kritiker-Zeug und ihren Kategorisierungen nichts zu tun haben wollen und sogar den Begriff „Jazz“ ablehnen, verstehe ich. Mir kommt mittlerweile vor, dass es etwas für einen selbst bringt, wenn man möglichst wenig in Kategorien wie „Bebop“ usw. denkt. Warum soll Monk und Bud Powell zur selben Kategorie (Bebop) gehören, Art Tatum zu einer anderen? @ nail75: >> Ich habe mir gerade nochmal „Resistance Is Futile“ angehört und da ist alles so sorgfältig konstruiert, dass es zum Heulen ist. … er ist ein Gefangener seiner Theorien und Ambitionen und darunter leidet seine Musik.<< Das, was Du hier beschreibst, ist nicht in der Musik, sondern in Deinem Empfinden. Es gibt Leute wie mich, die einen sehr direkten Zugang zu dieser Musik haben und die die Musik überhaupt nicht so empfinden. Gerade heute ersuchte mich ein 22 jähriger, cooler Typ, ich möge ihm die „Resistance is Futile“ brennen, denn er fahre sehr darauf ab. Ich sah bei einem Konzert eine junge Frau zu dieser Musik tanzen. Mir geht es selbst genauso. Ich weiß effektiv aus eigenem Empfinden, dass Dein Eindruck von der Musik nicht richtig ist. Und ich weiß genug über diese Musik, um sicher zu sagen: Da rennt (gerade bei Live-Aufnahmen wie „Resistance“) sehr viel Spontanes. „Konstruiert“ ist schlicht falsch. In diesem Zusammenhang ist interessant, was Berendt in der ersten Ausgabe seines „Jazzbuchs“ in den 1950ern über Charlie Parker schrieb: „Seine Musik ist schwer zu verstehen. Sie geht niemandem leicht in die Ohren, auch vielen Jazzfreunden nicht. Man hat sie asketisch genannt, und es gibt wahrscheinlich kein Wort, das sie besser kennzeichnet ....“ Wer würde heute noch Parkers Musik „asketisch“ nennen? – Ich denk, es ist einfach so: Wenn einem eine Musik nicht ins Gefühl geht, dann erscheint sie einem als „asketisch“, „konstruiert“, „kopflastig“, „intellektuell“ usw.. Aber das muss keineswegs an der Musik liegen. Und gerade bei Coleman stimmen solche Eindrücke absolut nicht. Man kann gescheit sein, tausend Sachen wissen usw. usw.: Wenn einem eine Musik nicht ins Gefühl geht, ist man draußen. Solange andere einen so unmittelbaren Spaß an den Grooves der „Resistance“-CDs haben, kann man nur sagen: Tut mir leid, funktioniert bei mir halt nicht! Punkt! Ist ja auch nicht weiter schlimm. Man muss nicht überall dabei sein.

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