Re: Steve Coleman und M-Base

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nail75

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redbeansandricenaja, streng genommen, wenn man Funk-Elemente als Hilfeschrei deutet, dann muss man auch an jedem Bossanova… herumkritteln… Rhythm People war eine meiner ersten CDs (so 1995?) hat mich damals enorm beeindruckt (Neutral Zone ist mein Lieblingsstück)… aber mittlerweile höre ich das drumherum auch mehr als ein Korsett… ob die Sache mit dem „intellektuellen Zugang“ Coleman wirklich gerecht wird (was ich oben schrieb) bezweifel ich doch ein bißchen… aber es ist kaum zu leugnen, dass diese Leute bewusster mit der Jazzgeschichte gearbeitet haben als die Generationen vor Ihnen, sich ein gutes Stück ihren Platz darin ausgesucht haben… klingt erstmal super… aber bei Coleman hab ich das Gefühl, es hat ihn auch belastet… viele Konzepte sind super, aber zu ambitioniert… die Rapper find ich teilweise echt nervig (mein zweites Album war Tale of Three Cities – glaub es gibt kein einziges Solo darauf… danach war die Coleman Euphorie erstmal verflogen, damals, war mir für mein knappes Budget zu riskant); was man fairerweisew aber auch sagen muss, ist, dass es ganze ALben ohne Rap und Gesang gibt… Transmigration etwa…

Ja, das ist eine sehr richtige Beobachtung. Man merkt fast, alles ist so durchdacht, so hintergründig, so ernsthaft, dass man ihm zurufen möchte: Spiel doch einfach! Ich habe mir gerade nochmal „Resistance Is Futile“ angehört und da hat alles ist alles so sorgfältig konstruiert, dass es zum Heulen ist. Ich bin sicher, Coleman kann bis ins kleinste Detail erklären, was er will, aber das macht es nicht besser, sondern schlechter, weil die Musik so mit Bedeutung überfrachtet ist. Es ist nicht so, dass er die Geschichte kennt und deshalb bessere Musik macht, sondern er ist ein Gefangener seiner Theorien und Ambitionen und darunter leidet seine Musik.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.