Re: Agnetha Fältskog

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Agnetha Fältskog (1968)

Als diese LP erschien, lag der Startschuss (*) für Agnethas Karriere bereits ein gutes Jahr zurück: Im Oktober 1967 war sie in Begleitung von Vater Ingvar – und ziemlich nervös – nach Stockholm gereist, um dort ihre ersten beiden Singles aufzunehmen. Die erste dieser Singles enthielt auf der B-Seite den selbstgeschriebenen Song „Jag var så kär“ (Ich war so verliebt), und dieser, nicht der Cover-Song auf der A-Seite, wurde ein ziemlicher Hit und somit Agnethas Durchbruch in Schweden. Die nachfolgenden Singles waren aber zunächst nicht mehr so erfolgreich. Das Debüt-Album enthält neben drei Eigenkompositionen von Agnetha auch vier Stücke des deutschen Schlager-Komponisten Dieter Zimmernmann (**), zu denen Agnetha die schwedischen Texte beisteuerte. Die Zusammenarbeit (und Liebesbeziehung) mit Zimmermann kam dadurch zustande, daß die Plattenfirma Agnetha in Deutschland vermarkten wollte und sie im Mai 1968 nach Berlin schickte, um ein paar deutschsprachige Lieder aufzunehmen.

Das Album ist nach meiner Einschätzung – ich bin nicht der Kenner – ein gut produziertes, aber unoriginelles Derivat in dem Stil, wie er wohl damals in den (Pop-/Schlager-)Hitparaden angesagt war. Wie auch die Nachfolger ist es komplett auf schwedisch gesungen und entwickelt schon dadurch einen eigenen Charme; ich verstehe kein Wort, kann mich aber auch so am Klang dieser schönen Sprache erfreuen. Agnethas Stimme war damals schon toll und hatte einen leicht ungeschliffenen Unterton, der in späteren Jahren verschwand. Das Album enthält wenig Unhörbares (ein Schunkellied, geschrieben von Ingvar Fältskog ;)) und einiges Belangloses, besonders hervorzuheben sind aber die beiden Großartigkeiten „Jag var så kär“ und vor allem „Försonade“ (Versöhnung). Ich traue mir kein Urteil über Agnethas damalige Songwriter-Fähigkeiten zu, beide Lieder sind bestimmt sehr einfach und heftig von Agnethas musikalischen Vorbildern inspiriert, beeindruckend sind sie dennoch. Die dritte Eigenkomposition ist etwas schlagerhaft (ich werde in Zukunft auf eine sparsame Verwendung dieses Begriffs achten), aber eigentlich auch sehr schön. Ich bewerte das Album mit ***1/2.

Fußnoten:
(*) Man könnte diesen Startschuss auch noch ein Jahr früher verorten, 1966, als Agnetha begann, mit dem Bernt Enghardt’s Orchestra zu touren.
(**) Es ist nicht ganz leicht, verlässliche Informationen über Zimmermann zu finden, obwohl er in der deutschen Schlagerszene kein Unbekannter gewesen sein dürfte. Ich zitiere einmal folgenden Abschnitt aus den Liner-Notes zum Sampler „The In-Kraut Vol. 3“: Even the most played-to-death rock classic can turn to gold in the hands of a talented arranger. Dieter Zimmermann (aka Cliff Carpenter, *1943) obviously knew what to do when he tackled Led Zeppelin’s “Whole Lotta Love” – adding many new exciting layers to the worn-out original. His rocking orchestra included, among others, super-drummer Tom Holm and famous jazz pianist Eugen Cicero! Zimmermann’s career was short-lived but intense: During the late 60s/early 70s he wrote and produced songs for future ABBA vocalist Agnetha, Ingrid Peters, Costa Cordalis, Rex Gildo, Juliane Werding, Ricky Shayne, and many others. In 1971 – the year of his Led Zep cover version – he composed Katja Ebstein’s contribution to the Eurovision Song Contest (“Diese Welt”), scoring a respectable third place! Zimmermann died in 1978, aged just 35 years old.

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