Re: "Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)

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herr-rossi
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Staggerlee
zu Rossi: Natürlich kann man das kulturelle Umfeld nicht außer Acht
lassen, Du kommst hier aber einer Authenzitätsfalle äußerst nah.

Von Schlager habe ich wenig Ahnung. Dennoch: Im Schlager scheint es mir undenkbar, daß ein Robert Plant in der Rolle eines Sexgott auftritt, ein David Bowie mit seiner Geschlechtsidentität spielt, ein Elvis mit ziemlich eindeutigen Kreisbewegungen eine Aussage trifft (Diederichsen: Pop „zielt auf eine Verbesserung des Lebens, nicht auf ewigen Ersatz oder ewige Vorlust“, bzw. (Musikzimmer S.18) „We want it now“ oder was Theleweit als ein Ausprobieren im Behandlungszimmer nennt). Kurz: Schlager bestätigt stets die Normen, die Ideale/Träume der Mehrheit er stellt sie niemals in Frage. Die ewige Liebe, mit der Badehose an den Wannsee, griechischer Wein. Glamour? Elvis im Glitzeranzug? Niemals. Entsprechend auch die Produktion aalglatt, keine Dynamik.

Das sehe ich im Prinzip genauso, auch wenn man im Schlager aufs ganze gesehen sicher ein paar Nuancen mehr entdecken kann. Aber Pop bietet viel größere Freiräume für Haltungen und Ästhetiken, die von der jeweils herrschenden Norm abweichen. Es muss ja nicht immer der vielbeschworene „sozialkritische Text“ sein. Pop ist eben auch, beim Publikum die Frage zu provozieren: „geht das jetzt nicht doch zu weit“? Man muss da nicht einmal bis Elvis, Bowie & Co. zurückblicken, auch eine Lady Gaga wäre im Schlager nicht denkbar.

Wenn ich Pop als genuin angloamerikanisch und Schlager als genuin deutsch charakterisiert habe, dann ging es mir nicht um „Authentizität“.

coleporterWäre es nicht vielleicht wirklich sinnvoll, diese Diskussion in einen neuen Thread auszulagern? Dann muss man sie nicht ersticken, kann sich hier aber wieder auf den Schlager konzentrieren.

Gut möglich. Falls die Diskussion umfangreicher wird, mache ich daraus einen neuen Thread.

bullschuetzBestimmt gibt es irgendwo „einen“, bei dem es so ist. Aber ich glaube ganz und gar nicht, dass sich das so ohne weiteres verallgemeinern lässt.

Ich denke, z.B. der weiter oben genannte Elvis Costello ist zwar ein Wanderer zwischen den Genres, kennt diese aber sehr genau und wäre hier sicher einer derjenigen, der für klare Begriffe und die Kenntnis historischer Zusammenhänge plädieren würde.

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