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Der hat sich aber in den letzten hundert Jahren sehr gewandelt, daher stellt sich fast die Frage ob unsere Diskussion hier überhaupt Sinn macht.
Ich versuche mich mal an einer kurzen Zusammenfassung dieser Entwicklung:
Ursprünglich war „Schlager“ ein Begriff der Melodien aus Operetten bezeichnete, die so populär waren, dass sie von Leuten bei der Arbeit mitgepfiffen wurden etc.
Nach dem 1. Weltkrieg erfolgte ein Bedeutungswandel, Schlager bezeichnete nun eingängige Lieder in deutscher Sprache, die auch gerne sozialkritisch, subversiv oder humoristisch sein konnten.
Nachdem seit den Fünfziger Jahren die angloamerikanische Popmusik immer wichtiger wurde, wurde diese auch teilweise als „Schlager“ bezeichnet, sofern sie eingängig und nicht zu rockig war, die Definition der Zwanziger bestand natürlich weiter, auch wenn das Doppelbödige der Weimarer Zeit so gut wie ganz verschwunden war.
Seit ca. Mitte der Sechziger nahm der Schlager in der heutigen Form Gestalt an: Eingängige Musik, zu häufig klischeehaften Texten, die sich häufig an internationale Vorbilder (ABBA!) zu hängen versuchten.
Während damals allerdings noch durchaus Interpreten mit musikalischer Klasse (Udo Jürgens, Alexandra, Hildegard Knef) unter Schlager gefasst wurden, setze sich die musikalische Verflachung mit der Zeit immer mehr fort, so dass heute kaum noch erwähnenswertes in den Schlager-Charts stattfinden dürfte, und es eigentlich jeder deutsche Pop-Interpret es mit Entsetzen von sich weisen dürfte Schlager zu sein.
Um Korrektur eventueller Irrtümer wird ausdrücklich gebeten.
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.