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Habe jetzt mal ein wenig recherchiert, der Begriff soll um 1880 in Wien entstanden sein (mit Operettenbezug).
Ich zitiere mal aus dem sehr guten „Das große Schlagerbuch“ (R&B, 1978) von Monika Sperr:
„der deutsche Schlager…: ein kommerzielles musikalisches Produkt der bürgerlichen Unterhaltungsindustrie von sehr unterschiedlicher Qualität. … Der Schlager ist Teil des Stoffes, aus dem die Träume sind. Er verklärt, verkitscht, versöhnt. Nur selten lässt sich der Schlager auf das wirkliche Leben ein, noch seltener auf soziale Not und gesellschaftliche Missstände, außer in Form melancholischer Schicksalsbetrachtung, und da sind dann selbst der Schmerz und das Leid meistens schon wieder viel zu schön, um wahr zu sein. Im Schlager wird das Glück zur Pose, die Trauer zur Rührseligkeit und die Liebe zum Allheilmittel gegen alle Schrecken dieser Welt.“
Sperr siedelt das Ganze defintiv in Deutschland, nicht mal größeren deutschsprachiger Raum an. Und wagt keine musikalische Eingrenzung, sondern eine rein text- und wirkungsgeschichtliche.
Übrigens ein sehr liebevolles Buch, obwohl sie eigentlich aus der aufgeklärten, linken Ecke kommt.
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