Re: Outlaw Country Top 20

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bullitt

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Sonic JuiceDer Begriff „Outlaw Country“ wird ja in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen, je nach Intention, weiter oder enger genutzt. Mir scheint, dass er präzise eigentlich nur im Zusammenhang mit den Country-Singer/Songwritern genutzt werden kann, die sich in Nashville Anfang/Mitte der 70er als (vormaliges) Teil des Systems von den gängigen Praktiken der Labels emanzipierten, indem sie ihre Musiker selbst auswählten, ihre Aufnahmen selbst produzierten und sich auch die sonstige künstlerische Gestaltung vorbehielten – also im wesentlichen Nelson, Jennings, Glaser und deren künstlerisch-soziales Umfeld: „Wanted! The Outlaws“ eben. Weiter ausholend, kann man wohl noch deren Einflüsse (etwa Songwriter wie Kristofferson oder Newbury) und spätere Gefolgsleute und Geistesverwandte dazurechnen. Haggard und Cash, die zur Outlaw-Hochzeit Mitte der 70er nicht gerade auf dem Zenith ihres Schaffens waren und eher in freundlicher, väterlicher Distanz zu der Bewegung standen, scheinen mir da nicht gut aufgehoben.

Ich denke, du hast es ziemlich präzise auf den Punkt gebracht. Im Zuge des UNCUT-Specials habe ich mir nochmal entsprechende Literatur von u.a. Chet Flippo und Michael Simmons angeschaut und die ziehen die Grenze ähnlich eng. Cash und Haggard werden im Zusammenhang zwar auch immer erwähnt, aber eher als musikalischer Einfluss bzw. der Bakersfield-Sound als ein früheres Gegenmodell zum Nashville-Sound als Basis für die Outlaw-Bewegung. Ähnliches wollten sicher auch die UNCUT-Autoren mit deren Nennungen zum Ausdruck bringen. Warum sie das unter dieser Überschrift in ein Ranking quetschen mussten und ausgerechnet Haggard als Aufmacher verwendet haben, bleibt aber ihr Geheimnis und ist etwas unglücklich.

Mich wundert es ein wenig, dass in dem Zusammenhang kaum Parallelen zu Parsons, den Byrds, den Burrito Brothers etc. gezogen werden. Die hatten zwar nichts mit Nashville und der Outlaw-Bewegung zu tun, waren aber doch zeitgleich in einem ähnlichen musikalischen Grenzgebiet unterwegs. „Technically, Gram wasn’t part of the Outlaw country movement. Spiritually, he was“, sagt Simmons. Da muss es doch irgendwelche gegenseitigen Impulse gegeben haben.

Danke für die Empfehlungen. Bei Nelson, Kristofferson und Kinky bin ich inzwischen gut aufgestellt. Bei Jennings noch gar nicht. Da werde ich zunächst Lücken schließen. Namen wie Glaser, Colter, Joe Ely und Paycheck stehen dann auch auf der Liste bzw. sind teilweise schon unterwegs. Nach deinem nachdrücklichen Hinweis auf Linda Hargrove werde ich auch dort mal tätig werden. Schwer zu bekommen sind die Platten aus dieser Ära ja glücklicherweise nicht.

WillieAlso Willie, Kris, Waylon und Billy Joe kann man (neben Colter) getrost unter Outlaw-Country laufen lassen. Steve Young auch noch, aber Cash und Bobby Bare auf keinen Fall.

Bobby Bare wird im Begleittext auch gar nicht bei den Outlaws verortet. Das Album wird als Rückkopplung der Outlaw-Bewegung auf Nashville beschrieben.

WillieErst recht die Highwaymen, die haben mit der Outlaw-Bewegung genauso viel zu tun, wie ´ne Kuh mit Klettern!

Naja, The Highwaymen war immerhin ein Projekt ehemaliger Leitfiguren und ist als solches in dem Kontext auch erwähnenswert, auch wenn es musikalisch letztlich irrelevant war.

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