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Durch eine mehrtägige Auszeit erst spät gesehen.
nikodemusSehr überraschende Wertungen, UWD. Gerade „In California“ überstrahlt für mich die ganze zweite LP Seite, was bei mir auch dazu führte, dass ich andere Tracks zuerst für schwächer hielt. Songs wie „Esme“ und „Jackribbons“ haben nicht diese großen Melodiebögen, sind eher subtil aufgebaut und gehen so im Vergleich zu „Occident“ oder „Kingfisher“ leicht unter.
„In California“ ist auch für mich der stärkste Track der zweiten LP. Das wäre natürlich ersichtlich gewesen, hätte ich zugleich noch ein Ranking erstellt. Mir erging es auch ähnlich, dass ich die anderen Lieder im Mittelteil für schwächer hielt (eigentlich halte ich die zweite Platte insgesamt im Vergleich immer noch für am wenigsten stark). Es hat gedauert, bis sich mir die subtilen Stärken von z.B. „Jackrabbits“ und „Go long“ erschlossen haben. Die große Geste, mit der „In California“ besticht, ist in den anderen Tracks dort nicht zu finden. Doch „Jackrabbits“ wäre bereits auf dem wundervollen „Milk-eyed mender“ ein zwar gezähmter, doch sehr würdiger Song gewesen. Ich genieße diese Dichte, in der sie dort erzählt, ebenso sehr wie ihre eher ausschweifenden Bögen.
Ach ja, und wenn sie bei „Go long“ in die hohen Lagen wechselt (falls man bei einer Harfe überhaupt von „Lagen“ spricht), ist es einfach um mich geschehen. Auch wenn die wundervollen Arrangements in den meisten Liedern zuerst die größere Wirkung bei mir erzielten, die Feinheiten ihrer reduzierten Herangehensweise entfalteten sich für mich später, ich halte sie mittlerweile aber in ebenso hohen Ehren.
tina toledoIch bin auch überrascht, UDW. „Go Long“ besser als „Good Intentions Paving Company“? Hast Du Probleme mit dem „Swing“ in letzterem? Für mich ja der großartigste Joanna-Track überhaupt, die Entschleunigung und Einführung der neuen Melodie in den zweiten Song im Song ist für mich der absolut umwerfendste Moment des Albums. Mindestens.
„Good Intentions Paving Company“ hat bei mir über das Jahr leider sehr viel von seiner Spannung verloren. Ich kann ihn nicht mehr so unverbraucht hören, wie noch vor einem halben Jahr, wo ich wahrscheinlich ***** gegeben hätte. Woran das liegt, kann ich schwer beschreiben. Am „Swing“ wohl eher nicht. Aber es bleibt bei mir doch das Gefühl, dass Joanna, wo sie sich in ihren Lieder meist eher spreizt und entfaltet, sich hier seltsam bremst. Meine ersten Eindrücke von „Good Intentions…“ waren, dass es ein unglaublich mitreißender und für ihre Verhältnisse recht eingängiger Song ist. In dieser Eingängigkeit (eventuell ist „Offenheit, oder „Zugewandtheit“ das bessere Wort) hat es sich dann aber auch über die Dauer abgenutzt, ja, ist regelrecht etwas ausgeblichen und ich kann mir nun den Anfangsreiz nicht mehr vollständig rekonstruieren. Von daher: ja, „Go long“ besser als „Good Intentions Paving Company“.
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