Re: Die Arrangeure des Jazz

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gypsy-tail-wind
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Und nun ein erster Beitrag mit einer konkreten Empfehlung – die CD, die mich dazu brachte, diesen Thread zu starten:

Heiner Stadler – A Tribute to Monk and Bird

Die Band besteht aus:

Thad Jones (cor/flh), George Lewis (tb), George Adams (ts,fl), Stanley Cowell (p), Reggie Workman (b), Lenny White (d)
Auf einem Stück: Cecil Bridgewater (t) for Jones
Auf zweien: Warren Smith (timp)

Die Arrangements stammen allesamt von Heiner Stadler. Über ihn spuckt Google kaum was aus, aber im Booklet der Doppel-CD (Nostalgie… 79 Minuten auf zwei CDs! Die kam 1989 raus auf Tomato) steht ein klein wenig über ihn:

But maybe you don’t know Heiner Stadler. He was born in Lessen, Poland in 1942, studies harmony, piano and composition in Europe and America and settled in New York in the mid-60’s. His arrangements here are essentially „derived,“ in that no matter how far afield the music seems to wander, the original Bird and Monk tunes are always there, not just in thematic expositions at the beginning and end of each performance but running like threads all the way through each one.
— Robert Palmer

Das gibt eine gute erste Idee der Musik – zwischendurch wird’s manchmal ziemlich lärmig und wild, aber der Faden der Stücke zieht sich tatsächlich fast immer durch. Mit Solisten wie Thad Jones (meiner Meinung nach einer der am gröbsten Unterschätzten Modern Jazz Trompeter!), George Lewis (dem „Au Privave“ ganz allein gehört) und George Adams (ebenso auf „Perhaps“ mit der Flöte!) läuft immer etwas spannendes, aber auch auf Stücken mit nur einem Solisten (das dritte davon is „Ba-Lue Bolivar Ba-Lues-Are“ mit Stanley Cowell) hört man über weite Strecken die ganze Band.
Die weiteren Stücke sind „Air Conditioning“, „Straight No Chaser“ und „Misterioso“. Was Stadler mit den Vorlagen anstellt ist äussert anregend und erinnert mich manchmal ein wenig an George Russells „Aneignungen“ von Stücken anderer (z.B. auf der tollen George Russell Sextet at Beethoven Hall auf MPS).

Ich weiss nicht, wie leicht diese Doppel-CD heute noch zu finden ist, aber sie sollte aufzutreiben sein (ich hab vor ein paar Jahren eine cutout gekauft, war soweit ich weiss ziemlich billig).
Ausser dieser Doppel-CD habe ich noch eine mit dem Titel Retrospection, auf der Material von 1966-1976 zusammengestellt ist. Sidemen sind u.a. Jimmy Owens, Garnett Brown, Joe Farrell, Tyrone Washington, die NDR Big Band, Dee Dee Bridgewater (im Duo mit Reggie Workman – heutzutage kann ich die überexaltierte Diva nicht mehr ausstehen). Hab die seit längerem nicht mehr gehört (und gesehen), werde mich irgendwann detaillierter dazu äussern, wenn ich sie mal wieder gehört habe.

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