Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Androgynität und Homosexualität im Pop der 80s und heute › Re: Androgynität und Homosexualität im Pop der 80s und heute
Some Velvet MorningDas „Naive“ wäre zu diskutieren und würde ich so nicht stehen lassen. Wir reden hier über Mainstream Pop der 80er. Du kennst meine Listen im Eighties Thread und mir ist durchaus das Gesamtspektrum der 80s bewusst.
Da ich aber gleichzeitig selber merke, dass ich müde des „Diskutierens“ hier werde, weil es die ganze Zeit ein Dagegenanreden ist, kann es sein, dass ich mich, was diesen Thread anbelangt, verabschiede.
Verabschiede Dich bitte noch nicht:-) …denn ich finde nicht,es sollte nur um den „mainstream-pop“ der 80er gehen. Das „Naive“, das diesbezüglich durchaus diskussionswürdig bleibt, bestand ca. ab >1981< (was oft und vielseitig wie ein ~magisches Jahr~ erwähnt bleibt) explizit aus der sog. "Neuen Deutschen Welle".Und die war ja noch garnicht , nicht mal ansatzweise auf 'Mainstream' aus. Als Beispiel nenne ich DAF und ihre 'kirren Minimal-Musik/Sprechgesang"-Alben, deren schwul/schwülen songs nachgesagt wurde, sie kokketierten mit "jugendverderbenden" Texten wie VERSCHWENDE DEINE JUGEND ~ oder "tanz den Hitler".Die songs gerieten auf den Index "öffentlicher Radiosender".DAF schwitzten einen "verbotenen Zeitgeist" aus, nach dem Motto "obszön wird durch Verbot erst schön". Und das zu Zeiten,als in den 'öffentlichen Medien' Dieter Thomas Heck noch für den 'Anstand deutscher Schlagertexte' sich zuständig wähnte.Auch die nie zu vergessenden 'Einstürzenden Neubauten' randalierten gegen das EGO des MACHO ; Blixa Bargeld und F.M.Einheit - nicht zu vergessen KRUPPS. Selbst der "JUNGE WILDE" Maler SALOME brachte experimentelle "Kunstsongs" wie 'Geile Tiere' raus - und dass abseits allen mainstreams. Das war in meinen Augen die "letzte Phase" deutschen ART-underground's, wie sie in d e r antikommerziellen und kunstübergreifenden Radikalität an die dadaistischen Strukturen der Vornazizeit anknüpfte. Parallel passierten in England dito fast vergessene bands wie THE FLYING LIZARDS, The WIRE mit ähnlich minimalistisch struktuierten 'Kontrahits'. Ob androgyn oder wie auch immer blieb übergeschlechtlich irrelevant.Zu CURE's Album '17tn seconds' fragte damals selbst die ZEIT an,wann sich Robert Smith wohl endlich sein Leben nehmen werde - sowas von "unmännlich", ja 'suicid' wurde das Album eingeschätzt. Ich trieb mich in den 80ern in HH damals häufig in der 'Nachtszene', primär einem berüchtigtem Club namens "subito" herum.Nur verkannte Bohemien's unter sich, zu denen aus dem HH-Schauspielhaus zuweilen auch zugedröhnt Blixa Bargeld stiess,ohne daß ihn irgendjemand zur Kenntnis nahm.Die wahre Atmosphäre in dieser Szenerie bestand aus einem irrationalen Abwarten auf sowas wie NICHTS. Eine letzte "insulare Qualität", die heute längst infolge der I-Net + Handy/SMS- Mainstream-communication nicht mehr nachvollzogen werden kann. Ich bin inzwischen daher mehr als sehr davon überzeugt,daß sich selbst der "Textgehalt" von songs aller weiteren Musiken - und ihre sounds an sich nur noch auf einer und nun für immer gleichen Bewußtseinsscheibe um die eigenen Achsen drehen werden ...d.h. sozusagen Formen von endless-dauer-dejavues annehmen. Alle EX-Tabu's sind eh in der KUNST entgültig durchbrochen.Auch in der Rock-Pop-Musik. Immer wieder muß ich in diesem Kontext an John Lennon's WATCHING THE WHEELs denken. YOKO behält schon recht,wenn sie 'mal durchaus naiv sagte, John Lennon hätte frühzeitig auf seine Weise sehr klare Erkenntnisse gehabt.
--