Re: Androgynität und Homosexualität im Pop der 80s und heute

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some-velvet-morning

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Herr RossiDass kommerziell erfolgreiche Künstler wie Marc Almond, Jimmy Sommerville usw. ihr Schwulsein offensiv thematisierten (und auch die diskriminierende Gesetzgebung in England), war sicher ein neues Phänomen. Aber das waren letztlich nur einige der Künstler. Vielleicht noch wichtiger war, dass Pop in jener Zeit, mir fällt kein besserer Begriff ein: metrosexuell war. Bands wie ABC, Human League, Duran Duran, Culture Club, Depeche Mode (Frühphase!), Associates usw. identifiziert man nicht so wie Soft Cell oder Frankie Goes To Hollywood als schwule Bands, aber die machten weder „Jungsmusik“ noch sahen sie sonderlich „straight“ aus. Auch ein Prince war bei allen Macho-Posen nicht so eindeutig viril-hetero wie etwa ein James Brown, er wirkte zugleich feminin. Oder Dexys Midnight Runners: Musikalisch hatten sie wenig gemeinsam mit den New Romantics, Synth-Poppern usw., aber optisch passten sie ins Gesamtbild. Kevin Rowland war eben nicht „Van The Man“….
erfolgreiche Bands und Künstler wie Black Kids, MGMT, Santogold, La Roux, Gossip, Hurts, Girls usw., die gender-crossing und queerness auch wieder charts-tauglich machen. Du hörst vielleicht nur die falsche „Indie“-Musik.;-)

Gut, du nennst es metrosexuell. Ich nenne es hier „schwulen“ Pop. Wir meinen auf jeden Fall die gleiche Art des Stylings und der war bezeichnend in den „Pop 80s“. Allein wie der Spandau Ballet Sänger ähnlich wie ABC das Mikrofon hielt, hat wenig mit männlichen Auftreten zu tun. Dazu der asymetrische Haarschnitt…Man muss darauf stehen. Ich mag eben besonders den Gesang dieser Bands. Billy Mackenzie geht richtig raus mit seiner Stimme. Drei Oktaven. Marc Almond gibt auch alles. Die Songs platzen geradezu nur so vor Emotionen. Da wird keine Coolness dargeboten, sondern das ganze Gefühl rausgelassen, gerne immer mit diesem Spiel in der Stimme, dass nicht ganz klar ist, wie der Sänger nun ausgerichtet ist. Selbst ein Robert Smith hat einen sehr emotionalen Gesangsstil. Abgesehen davon ist das für mich wirkliche Popmusik. Popmusik, die mich berührt. Wenn ich die Goldkettchenträger umringt mit leicht bekleideten Damen sehe, finde ich diese Attitude einfach peinlich. Wirklich singen können von den Rappern auch die Wenigsten.
Was Deine genannten Neuzeitacts anbelangt, die diesen Geist meinetwegen weitertragen, so sind sie in den deutschen Charts nicht in Pole Positions vertreten. Dieser Geist des 80s Pop lebt natürlich fort und wir wissen alle um den 80s Retro Trend, der die Noughties maßgeblich prägte, aber es bleibt eben nur ein Retro Trend. Es ist ein Weiterleben des Geistes und der Haltung, aber die Orginale bleiben ungeschlagen, auch einfach weil die Songs von der künstlerischen Qualität ziemlich hoch waren. Das waren Melodien bei Acts wie Soft Cell, ABC, Depeche Mode…

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