Re: 23.02.2010 "Zahltag" & "Versus" & "Pure Pop Pleasures"

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herr-rossi
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El GatoWie, wenn überhaupt, definiert ihr „Synth-Pop“ eigentlich? Mehr als eine grobe Vorstellung hab ich da ehrlich gesagt nicht. Und bisher fand ich die Tracks auch alle recht unterschiedlich.

In den frühen 80er war das ein gängiger Begriff, wobei wir auf dem Schulhof damals Synthie-Pop („Süntipop“) sagten, das hab ich mir inzwischen abgewöhnt … Dazu gehörten alle Gruppen, die rein elektronische Popmusik machten, sehr melodieorientiert und eingängig. Die erfolgreichsten waren Human League, Heaven 17, Ultravox, Visage, Orchestral Manoeuvres In The Dark (OMD), Soft Cell, Depeche Mode, Yazoo, Blancmange usw. Und dann kamen auch bald Trittbrettfahrer wie Eurythmics, die kurz zuvor als Tourists noch Gitarrenpop gemacht hatten.;-)

Vorbilder waren einerseits Elektrobands der 70er, vor allem Kraftwerk, andererseits der Pop der 60er Jahre (Motown, Spector, Walker Brothers, Dusty Springfield usw.) – und ABBA spielten auch eine große Rolle. Auch Bowie, Sparks und Roxy Music waren Helden der Synth-Popper.
Im Synth-Pop steckte noch der Do-it-yourself-Gedanke der Punkzeit. Wie Grandandt schon sagte, damals kamen Synthesizer auf den Markt, die nicht so teuer waren wie die früheren. Damit konnte jeder experimentieren. Der Synthpop war und ist umstritten, besonders Musikfans, die mit dem Rock der 70er aufgewachsen waren, empfanden diese Musik als billig, kalkuliert, albern usw. Das sollte aber auch so sein. Es ging darum, sich abzugrenzen. Für mich war diese Musik sehr wichtig damals. Ich hab sie dann lange Zeit kaum noch gehört, erst in den letzten zwei Jahren höre ich mir wieder gezielt alles an und finde es immer noch großartig. Das war noch Musik.;-)

Ende 1983 war dann der große Hype vorbei und nur wenige haben den Synth-Pop konsequent weitergeführt, vor allem Depeche Mode (die dann aber irgendwann zur U2-esken Stadionband mutierten) und Erasure (Vince Clarke war vorher bei Depeche Mode und Yazoo). Die Pet Shop Boys debütierten erst 1984.

Die Pet Shop Boys verbindet mit späteren Gruppen wie Saint Etienne, Black Box Recorder usw. eine Nähe zu Dancefloor/Electro. Daher ist der Sound auch anders als der des Synthpops der frühen 80er. aber zumindest ich spüre da trotzdem immer noch eine Seelenverwandtschaft. Richtig klassischen Synth-Pop gibt es erst seit wenigen Jahren wieder, Zoot Woman waren da wohl die Pioniere, La Roux sind jetzt die erfolgreichsten (mit gutem Grund).

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