Re: Berlinale 2010

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declan-macmanus

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Der Film erzählt von einer Jugend in einem türkischen Bergdorf. Hauptfigur ist der sechsjährige Yusuf. In der Schule hat er beim Vorlesen ein Stotterproblem und auch sonst ist er verschlossen und redet nicht. Nur dem Vater gegenüber öffnet er sich im Flüsterton. Eines Tages kommt der Vater bei einem Unfall ums Leben.

Es passiert nicht viel im Siegerfilm der Berlinale 2010. „Bal“ zeigt in großen Totalen viel Landschaft und immer wieder in Nahaufnahmen das Gesicht des erstaunlichen Hauptdarstellers mit seinen großen Augen. Er baut unaufdringlich und unsentimental die liebevolle Vater-Sohn-Beziehung auf und nimmt sich dafür sehr viel Zeit.

Das alles ist sehr schön anzusehen, mit ruhiger Hand und sehr geschmackvoll in Szene gesetzt – aber viel mehr ist an „Bal“ nicht dran. Ein Film, der den Zuschauer nicht allzusehr beansprucht, ihm aber auch keine klebrigen Emotionen und überdeutlichen Erklärungen vor die Füße klatscht. Meditativ fanden einige Kritiker den Film. Das kann man so stehen lassen. Von einem Siegerfilm hätte ich aber ein bisschen mehr erwartet als zwei Stunden Meditieren.

Scorechaser würde den Film übrigens hassen – er verzichtet komplett auf einen Soundtrack.

***1/2

(Nach dem Goldenen Bären am Abend zuvor war der Friedrichstadtpalast am Sonntagnachmittag natürlich ausverkauft – und mit einer Reihe nicht allzu filmkunstgewohnter Menschen gefüllt. So wurde während einiger besonders langer und handlungsarmer Szenen immer wieder getuschelt – und beglückt geseufzt, wenn der kleine Yusuf wieder besonders herzzerreißend schaute. Die Frau links von mir ging zweimal an ihr Handy (!), die Dame zu meiner Rechten hielt es für nötig, ihrer Begleiterin Selbstverständliches zu erklären :“Ach guck mal, jetzt hat er ein Haar ins Glas geworfen – das ist, damit er die Milch nicht trinken muss.“)

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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]