Re: Berlinale 2010

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declan-macmanus

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Die Tochter einer verwitweten Apothekerin in Tokio heiratet. Der Onkel, trinkfreudiges schwarzes Schaf der Familie, taucht überraschend auf und sprengt mit seinem schlechten Benehmen die Hochzeitszeremonie. Er verschwindet wieder an seinen Wohnort Osaka. Etliche Monate (?) später, die Tochter ist mittlerweile geschieden und wohnt wieder zu Hause, taucht seine Lebensgefährtin bei der Apothekerin auf. Der Bruder schuldet ihr Geld, die Schwester zahlt und verstößt ihn, als er das nächste Mal aufkreuzt. Wiederum einige Zeit später bekommt die Apothekerin einen Anruf aus Osaka. Der Bruder ist todkrank und wohnt in einem Sterbehospiz. Apothekerin und schließlich auch die Tochter reisen nach Osaka und sind bei ihm, als er stirbt. Die Tochter heiratet schließlich ein zweites Mal.

Ein Melodram, wie es sehr ähnlich auch aus Hollywood hätte kommen können. Eine klassische Geschichte (Familie verstößt schwarzes Schaf und findet an dessen Sterbebett dann doch wieder zusammen) wird mit klarem Aufbau, präzise dosiertem Humor und vielen heiße Tränen routiniert umgesetzt. Überaus hübsche Hauptdarstellerinnen und ein überdrehter Hauptdarsteller tragen einen Plot, der so warm wie vorhersehbar ist.

„Otuoto“ wurde erstmals gestern abend nach der Bärenverleihung gezeigt. Mit seinem rührselig- humorigen Tonfall hat er bestimmt einen angemessen flauschigen Schlusspunkt gesetzt.

Unnötig fand ich die eitle Selbstreferenz Yamadas: Die Tochter, die er die Geschichte erzählen lässt, gibt am Anfang einen kurzen Abriss über die Familiengeschichte und die japanische Geschichte. Und Yamada ist sich nicht zu schade dafür, seine eigene Erfolgskomödienreihe um „Tora-San“ einfließen zu lassen.

In der Sterbeszene reckt der Bruder die Finger zum Victory-Zeichen. Die Nichte hält ihn im Arm und sagt ihm, er könne nun loslassen, woraufhin er unmittelbar die Finger sinken lässt und tot ist. Dass ich an dieser Stelle mitten ins Tränenmeer des Friedrichstadtpalasts hineinprusten musste, war von Yamada bestimmt nicht intendiert.

**1/2

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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]