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Low-Budget-Film von Cheryl Dunye, einer aus Liberia stammenden Filmemacherin, die vor 15 Jahren einen „Teddy Award“, den schwul-lesbisch-transgenderbezogenen Filmpreis der Berlinale, gewann.
Zehn Jahre nach dem Ende der einst umjubelten Lesben-Band „The Screech“ steht es nicht gut um die ehemaligen Mitglieder. Eine von ihnen gibt sich der Langeweile hin, zwei weitere verwenden ihre Zeit darauf, sich in ihrer kaputten Beziehung zu suhlen, die vierte säuft sich ihre verquere Selbstsicht zurecht. Eine 20-Jährige gerät ins Gefüge der Bandmitglieder und kommt auf einer Party zu Tode. Die vier entsorgen die Leiche gemeinsam. Ein Jahr später steht eine weitere junge Frau vor der Tür und bringt die vier aus dem Konzept.
Der Film erzählt die Geschichte nicht chronologisch, sondern in einer Mischung aus Spielszenen aus der filmischen Gegenwart (ein Jahr nach dem Tod der 20-Jährigen), Rückblenden, Interviews mit den Figuren und Interviews mit den Darstellerinnen der Figuren (oder vielmehr den sich selbst darstellenden Schauspielerinnen, die die Figuren gespielt haben). Dieser Kniff, sozusagen die DVD-Making-of-Interviews schon zum Bestandteil der Filmerzählung zu machen, ist eigentlich reizvoll, wird aber zum entscheidenden Problem des Films. Der eigentliche Plot verkommt, je weiter der (angenehm kurze) Film voranschreitet, zur Nebensache. Statt dessen rücken Statements der Figuren und Darstellerinnen (oder den sich selbst spielenden Darstellerinnen, siehe oben) zu ihrer sexuellen Identität in den Vordergrund. Nun gut, so habe ich immerhin das Wort „butch“ gelernt, das eine Lesbe bezeichnet, die in ihrer Beziehung den männlichen Part verkörpert. Dennoch schade, dass die Geschichte nicht ordentlich zu Ende erzählt wird – die Charakterzeichnungen hatten nämlich recht spannend begonnen. So bleibt „The Owls“ in seiner doppelten und dreifachen Spiegelung ein arg selbstreferenzieller Film: Lesben machen vermutlich für Lesben einen Film mit anderen Lesben über sich selbst und wiederúm andere Lesben und lassen den Plot zugunsten des Über-Lesben-Redens im Sande verlaufen.
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]