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Weinblum, ein junger Mann mit Agoraphobie, lebt zusammen mit seiner Katze ausschließlich in seiner Wohnung und seinem Garten, kann diese kleine Welt nicht verlassen. Er bestellt, was er braucht im Internet, arbeitet von zu Hause aus, sieht den ganzen Tag abstrusen Unsinn im Fernsehen und holt sich beim Porno-Video-Chat einen runter. Doch dann brechen gleich zwei Menschen in seine Welt ein: Der Hausverwalter, den er Grumps nennt, will ihn aus der Wohnung vertreiben. Die junge Marktforscherin Daniela kommt zu ihm nach Hause und nähert sich ihm an. Und dann entwickelt auch noch Jessica, die vermeintlich fiktive Frau aus seinem Porno-Chat ein Eigenleben. Wainblum versucht sich mit allen Mitteln vor allem gegen den Hausverwalter zu wehren.
Eine witzige routinierte Erzählweise gehört zu diesem Film genauso dazu wie beifallheischende Medienkritik. Glücklicherweise begnügt er sich nicht damit, das „cocooning“ stumpf als gesellschaftliche Gefahr anzuprangern, sondern zeigt das von den eigenen vier Wänden begrenzte Leben in seiner ganzen Vielschichtigkeit. Das hat „Phobidilia“ größtenteils dem Hauptdarsteller zu verdanken: Ofer Shechter spielt Weinblum nicht als gebrochenen Einsiedler, sondern als einen selbstbewussten, nicht immer zu durchschauenden, witzigen jungen Mann, der seine Andersartigkeit kompromisslos lebt und sie dabei weder zelebriert noch merklich unter ihr leidet. Der Plot schlägt aber leider die eine oder andere merkwürdige Kapriole und löst nicht alle Erwartungen ein. Auch wäre die eine oder andere filmische Eingebung förderlich gewesen. Dennoch vor allem wegen Ofer Shechter sehenswert.
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]