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Die Idee eines gemeinsamen Projektes von Danger Mouse und James Mercer, dem Leadsänger der amerikanischen Band The Shins, klingt zunächst vielversprechend. Wer sich von dem Debüt der Broken Bells allerdings einen radikalen Stilbruch im Vergleich zum letzten Shins-Album Wincing The Night Away verspricht, der wird sich eines Besseren belehren lassen müssen. Danger Mouse übernimmt die Rolle der fehlenden Band, ohne freilich ihnen an Subtilität und Ausdrucksstärke gleichzukommen. An die Stelle von Gitarren und Schlagzeug treten elektronische Beats und blubbernde und zirpende Soundspielereien.
Durch das etwas zu grobe Raster fallen die instrumentalen Feinheiten der Shins, die akustischen Gitarren, Ukulele, Pedal Steel, Streicher und Bläser. Diese Einschränkung beraubt Mercers eindrücklicher gesanglicher Flexibilität und Ausdrucksstärke ihrer Wirkung. Sein Gesang lässt die von ihm gewohnte gefühlvolle Leidenschaftlichkeit und Präsenz vermissen, er wirkt unentschlossen und entrückt. Das wäre nicht von Nachteil, wenn es den Broken Bells gelungen wäre, den Sound der Shins konsequent hinter sich zu lassen. Stattdessen verrät das Album mangelnde Entschlossenheit: Vaporize beginnt beispielsweise wie ein klassisches Shins-Lied, verliert sich dann aber in den Klängen von Danger Mouse. Anstatt den Weg von The Ghost Inside konsequent weiter zu gehen und einen eigenen Sound zu kreieren, versuchen die Broken Bells stur zwei unterschiedliche musikalische Visionen zusammenzufügen. Was nicht passt, wird passend gemacht.
Gegen das Album spricht weiterhin das mittelmäßige Songwriting. Kein Lied der Broken Bells ist so überzeugend wie Australia, Turn On Me, Phantom Limb oder A Comet Appears, um den Vergleich auf das letzte Shins-Album zu beschränken. The High Road und The Ghost Inside bilden daher die einzigen Momente, in denen die Zusammenarbeit Früchte trägt und die Shins vergessen machen lässt. Fast alle übrigen Lieder kommen an irgendeiner Stelle vom Weg ab und verlieren sich in Umwegen und Sackgassen. James Mercer und Danger Mouse verfügen aber über ausreichende Fähigkeiten, um ein Desaster zu verhindern, aber gemessen an den Veröffentlichungen der Shins ist das Debüt der Broken Bells eine Enttäuschung. Es wirkt wie ein Dialog zweier talentierter Musiker, die gepflegt aneinander vorbeireden.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.