Re: Aus Dogears Singles Kiste

#7472893  | PERMALINK

dogear

Registriert seit: 24.02.2008

Beiträge: 1,338

Van Dyke Parks: Hold Back Time/Amazing Graces (US, 2011) Bananastan B-4502
produced by Van Dyke Parks

Dies ist die zweite 45er-Lieferung auf Parks eigenem Label und kommt in ähnlich eindrucksvoller Verpackung wie die ersten beiden Singles. Portrait/Self Portrait sind die in weiß gehaltenen Miniaturfiguren von Charles Ray auf dem Cover benannt, passend zur Musik, denn beide Songs gab es schon einmal. Die A-Seite stammt – damals von Brian Wilson gesungen – von deren Duo-LP „Orange Crate Art“. Dort einer der schwächsten Songs, wirkt er auch hier zuerst etwas sperrig, was die Melodieführung angeht, allerdings geht dies gut zusammen mit Parks Gesang, der nicht gerade seine Stärke ist – aber kombiniert mit den weiblichen Backing Sängerinnen und der typischen Untermalung von Streichern, Balalaikas und Mandolinen gewinnt er nach mehrmaligem Hören doch Statur, wenn auch nicht Ohrwurmqualitäten wie die A-Seiten der beiden Vorgänger.
„Amazing Grace“ gab es auch schon einmal als Outtake aus „The Clang Of The Yankee Reaper“ in zwei Versionen. Die dritte hier ist in zwei Variationsblöcke aufgespalten – der erste in getragenem Orchesterarrangement, der zweite noch verlangsamter als Akkordeon Solo mit Overdubs – gewöhnungsbedürftig, zumal mir die Aufnahme etwas zu eiern scheint.

Van Dyke Parks: Black Gold/Aquarium (US, 2011) Bananastan B-4503
produced by Van Dyke Parks

Smile Booklet Designer Frank Holmes ist für die Hülle der Wasser bezogenen zwei Songs auf der vierten Single der Reihe verantwortliche – ein geborstener Tanker, der seine Ladung in den Ocean entlässt und eine Ölleitung in der Figur eines Petrodollars lassen ahnen, worum es geht. Nach elegischer Einleitung – erinnernd an Parks Arrangement von „Water Wolves“ der leider in Vergessenheit geratenen Chills – geht es in Richtung eines Brecht/Weill’schen Protestsongs. Parks Vocals passen hier wunderbar zur Machart und Message des Stücks: Black Gold – an agony of ebony and steel schwappt an die Strände – wehmütige Steeldrums decken die Katastophe zu wie ein Totentuch.
Steeldrums sind die Instrumente der B-Seite, die bereits auf dem „Esso Trinidad Steelband“ Album (1972) veröffentlict wurde. Hier wählte er aber nicht etwa eine heitere Karibiknummer aus, sondern ein klassisches Stück von Saint Seans – nicht für dieses Instrument gedacht, aber perfekt als Abgesang auf die Thematik der A-Seite.

Fazit: die zweite Lieferung hält nicht ganz das Niveau der ersten, es bedarf wesentlich längerer Einhörzeit – allerdings hat Parks mit „Black Gold“ seinem Gesamtwerk einen weiteren Klassiker hinzugefügt – auf die Fortsetzung der Reihe darf man gespannt sein!

--

Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)