Re: Aus Dogears Singles Kiste

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dogear

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Van Dyke Parks: Wall Street/Money Is King (US, 2011) Banastan B-4500
co-produced by Van Dyke Parks and Matthew Cartsonis

“The oldest thing on the label” bekam in den 80ern, als Warner Brothers das Opfer von Wall Street Yuppies geworden war, einer der neuen Manager auf seine Frage zu hören „Who is Van Dyke Parks?“
Mit diesem Status will sich Parks wohl nicht mehr zufrieden geben und nimmt sein Schaffen jetzt endlich in die eigene Hand. Die beiden ersten von 5 Singles, die alle noch dieses Jahr erscheinen sollen, sind jetzt erhältlich und wahrlich das Warten hat sich gelohnt. Das wiederbelebte Medium präsentiert ebensolche Musik in toll gestalteten Sleeves moderner Künstler.
Parks war nie ein begnadeter Sänger oder Songschreiber, sondern vor allem ein Toparrangeur und hier brennt er ein wahres Feuerwerk ab.
„Wall Street“ könnte aktueller nicht sein, Art Spiegelmans Covergraphik, die den Kauf der Single allein schon wert ist, zeigt sich aus dem Fenster stürzende Banker, die Banknoten „Confetti colored with blood“. Der Song hat den Black-Friday-Charme der Zwanziger/Dreißiger Jahre, erinnert stark an Kurt Weill, an dessen Tribute Album Parks in den 80ern beteiligt war. Thematisch ähnlich die B-Seiten „Money Is King“, die kommt aber als Calypso daher, wer erinnert sich da nicht an eine der besten Parks LP-Produktionen „Hot And Sweet“ vom ‚Mighty Sparrow’ Slinger Francisco (1974). Tanzbare Kapitalismuskritik oder Geld regiert die Welt.

Van Dyke Parks: Dreaming Of Paris/Wedding In Madagascar (US, 2011) Banastan B-4501
co-produced by Van Dyke Parks and Matthew Cartsonis

„Dreaming of Paris“ knüpft an seine Kollaboration mit Brian Wilson auf „Orange Crate Art“ an – die typische Kombination von Streichern, Akkordion, Marimba und weiblichen Backing Sängerinnen, Tempiwechsel, französiche Sprachfetzen und Parks eigene Sprachakrobatik verweben sich zu einem erst eingängigen dann aber auch überraschend abwechslungsreichen Ohrwurm.
Instrumental geht es weiter mit „Wedding in Madagaskar“ – ein Traditional, das Parks’ nächsten Stärke zeigt: in Vergessenheit zu geratendes Liedgut in neuem Gewand überleben zu lassen. Karibisches Feeling wie auf seinen Alben „Discover America“ oder „Clang of the Yankee Reaper“, angereichert mit Bläsern erinnert die Produktion auch an seine frühen Arbeiten mit Ry Cooder – in Vergleich zur A-Seite bleibt das nicht gleich hängen, sondern verlangt danach den Tonarm gleich nochmal auf die Einlaufrille zu setzen. Schön, dass es noch solch handgemachte Musik gibt.
“They don’t make records like these anymore.” – “They don’t – but Van Dyke Parks does!”

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Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)