Re: Aus Dogears Singles Kiste

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dogear

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Philip Sloan: Karma (A Study of Devinations)/I Can’t Help But Wonder, Elizabeth (US, 1967) Dunhill D-4106
written, arranged and produced by P.F.Sloan

P.F. Sloan, den Namen hat wohl jeder Plattensammler schon mal gesehen, wenn auch nur in den Credits für Schreiber und Produzenten oder als Titel des Songs von Jimmy Webb.
Als 17jähriger kam Sloan nach L.A., fand seiner Songwriting Partner Steve Barri und wurde Lohnschreiber beim Musikverlag Trousdale. Dessen Chef Lou Adler gründete 1965 mit Lester Sill Dunhill Records und so wanderte das Duo zwischen Schreibbüro und Produzentensessel hin und her. Im kaum 4 Jahren flossen über 400 Songs aus ihrer Feder – viele davon blieben unveröffentlicht oder nur als Demoversionen erhalten, andere wurden große Hits (Eve Of Destruction, Secret Agent Man – Titelsong der Fersehserie, die hier „Geheimauftrag für John Drake“ hieß – oder die von den Turtles gecoverten Songs Let Me Be, You Baby, Can I Get To Know You Better), sie sangen und spielten für die Mamas&Papas und Jan&Dean, produzierten unzählige Singles, beide waren für ein Album die Grassroots in Person („Where were you when I needed you“) und schrieben und produzierten auch die beiden Folgealben. Nach zwei tollen aber erfolglosen SoloLPs auf der Protestsinger-Schiene (die niemand ernstnahm außer ironischerweise Bob Dylan) fiel Sloan bei den Bossen von Dunhill in Ungnade und wurde gefeuert; zu viele seiner Produktionen hatten sich als Flops erwiesen, die Partnerschaft mit Barri war nach vier Jahren zerrüttet. Sloan bekam Hausverbot – Karriereende mit 21!!

Heimlich versammelte er nochmal seine alte Studiocrew und spielte seine letzte Dunhillproduktion ein, die die Firma ein halbes Jahr später ohne jegliche Credits doch noch auf den Markt warf, allerdings unter dem unüblichen Namen Philip Sloan – natürlich wurde auch sie ein Flop, denn das war wahrlich kein Singlematerial.

Karma, eine Reise in die Religionen, thematisiert ein damals angesagtes Thema. Sloan als Jude singt in christlicher Umgebung über Buddhismus und andere östliche Religionen und führt sie auf einen Ursprung zurück „There’s nothing new/Just what we have forgotten“. Akkustisches Intro, gespenstisch sirenenhafte Streicher leiten den Song ein, in Sloans Singsang erinnert nichts an seine früheren eingängigen Popsongs, eine Sitar schnarrt im Hintergrund, im Instrumenalbreak verzerrte Gitarren und eine Pedal Steel, im Vordergrund zieht sich der gebetsmühlenrartige eintönige Gesang über dreieinhalb Minuten hin und läßt den Hörer etwas verstört zurück.

B-Seite: Hier erkennt man mehr den Stempel Sloanscher Kompositionen: die eingängige Grundmelodie dieses Trennungssongs geht sofort ins Ohr ebenso der Refrain. Verfolgt man den Text, ist es eigentlich eine Trennung von der Plattenfirma (Elizabeth/LesterSill), von Steve Barri und von den Jahren in Kalifornien: „For every word that I poured out/A million more formed in my head/Trying to cover up or bring back to life/Something we both knew was dead/And there we froze motionless like two crystal statuettes/With nothing more between us to be said….But I can’t help but wonder what might have been/I can’t help but wonder…..“
Die Strophen trennt Joe Osbornes einsamer akkustischer Bass – zu viel „Dead Air“, ein Grund für jede Radiostation den Song von der Playlist zu werfen. Outro: Super Fade mit Bass und akkustischer Gitarre dazu Sloans Stimme, die nur noch leise Shshshshs macht.
„A victim of tongues that had lied“ – P.F.Sloan driftet desillusioniert ins Nichts.

Als Einstieg zu P.F.Sloan empfehlenswert:
Here’s Where I Belong – Greatest Hits (CD, 2008)
Child Of Our Time – The Trousdale Demo Sessions 1965-1967 (CD, 2001)

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Der Rock ist ein Gebrauchswert (Karl Marx)