Re: Lonnie Johnson

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Der mancherorts viel geltende Karl Lippegaus hat den haltlosen Unsinn des „Kunstmann“-Verlages im Deutschlandfunk nachgebetet und damit zu verstehen gegeben, dass er Boyds Buch zwar besprochen, aber nicht vollständig gelesen oder verstanden hat: „… Nach seinem Examen an der Harvard-Universität war er nicht nur ein leidenschaftlicher Plattensammler, sondern hatte auch schon erste Erfahrungen als Konzertveranstalter gesammelt. Wie ein paar andere weiße Amerikaner hatte auch er sich auf die Suche gemacht; in seinem Fall nach einem schwarzen Musiker, den er nur von Platten her kannte: den Gitarristen und Sänger Lonnie Johnson. Er war der erste, der dem jungen Joe zu verstehen gab, dass man Musik nicht mit Etiketten bekleben und in Schubladen stecken soll. „Die Weißen glauben immer, dass Neger nur den Blues spielen“, sagte Lonnie: „Ich kann alles singen“. Für Boyd war’s ein Schlüsselerlebnis: Er hatte einen Traum gehabt und der Traum war wahr geworden. Er hatte Lonnie Johnson gefunden [sick!] und ihn auf eine Konzertbühne [sicker!] gebracht. …

Auch sein folgender Sager ist lächerlich und haltlos: „… Bob Dylan schlug in die amerikanische Folkszene nach dem Tod des großen Woody Guthrie wie ein Komet ein – und Joe Boyd war da, als es geschah. …“ Woody Guthrie starb bekanntlich am 3. Oktober 1967, da war his Bobness eben … :lol:

Wer will, kann sich Karl Lippegaus Besprechung von Joe Boyds „White Bicycles“ als MP3 anhören: Seine Besprechung von Boyds Biografie beginnt bei 9:15, das obige Zitat startet bei 11:30 und endet bei 12:15 (In der nachfolgenden Online-Version wurde der hanebüchene Unsinn teilweise gekürzt: Karl Lippegaus: Geburt des Pop-Business. „White Bicycles“ von Joe Boyd)

Karl Lippegaus Besprechung von Joe Boyds „White Bicycles“ (als MP3-Datei)
http://www.kunstmann.de/WebObjects/Frameworks/TXTUploads.framework/WebServerResources/Artikel/978-3-88897-491-5-Multi-20071107-163259.mp3

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Christoph Dieckmanns Besprechung in der „Zeit“ brachte den Sachverhalt fast richtig (hin): „… Boyds erste Faszination gehört dem Blues, den alten Schellack-Aufnahmen fast vergessener Legenden. 1960 erfahren Boyd und sein Freund Geoff Muldaur, dass der berühmte Alt-Blueser Lonnie Johnson , von aller Welt vergessen, in Philadelphia als Koch [falsch: steht aber so bei Boyd] arbeite. Boyd und Muldaur greifen zum Telefon und engagieren Johnson für ein Wochenend-Konzert in der elterlichen [richtig: Nachbars Wohnstube] Wohnstube. So beginnt Boyds Karriere, die ihn zu einem der innovativsten Rock-Produzenten machen wird. …“ (http://www.zeit.de/online/2007/45/joe-boyd-white-bicycles?page=all)

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Grit-Marina Müller von Rocktimes bringt sogar alles richtig rüber: „… 1960 schnappte sich der 18-jährige Boyd ein Telefonbuch, rief die seit den Vierzigern vergessen geglaubte Blueslegende Lonnie Johnson an und verpflichtete ihn kurzerhand zu einem Auftritt in Princeton. Vom Erfolg des kleinen Gigs im Wohnzimmer eines Nachbarn beflügelt, unternahm Boyd einen zweiten Versuch und buchte, wieder per Telefon, den ebenfalls längst vom Geschehen zurückgezogen lebenden Country-Blues-Star Sleepy John Estes für einen Abend in Harvard.

Das geplante Konzert fiel tags zuvor einer spontan organisierten Ehrenparty für Estes zum Opfer. ‚Die Party des Jahres‘ wurde rein finanziell zwar zu einem Verlustgeschäft, war aber inklusive Estes-Auftritt ein Publikumsvolltreffer auf ganzer Linie. So märchenhaft konnte die Karriere eines bedeutenden Musikproduzenten wohl nur im Amerika der frühen Sechziger Jahre beginnen. …“ (http://www.rocktimes.de/gesamt/a/andere_medien/white_bicycles_2.html)

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