Re: Joanna Newsom – Have One On Me

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zeze

Registriert seit: 06.04.2007

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Rheinbogen“*“ ist für mich keine Auszeichnung. Dann wäre auch eine 6 in der Schule eine solche. Bei einer 5 hat man noch ein bisschen gewusst, bei einer 6 gar nichts. Wozu sollte sonst ein Wertungssystem gut sein? Wie soll ich wissen, ob jemand eine abgrundtief schlechte Platte mit „*“ bewertet oder gar nicht? Für mich ist ein Stern eine Stellungnahme, und zwar dahingehend, dass es schlechter nicht mehr geht. (Nebenbei bemerkt: Auch das ist ja völlig in Ordnung, wenn es denn tatsächlich mit gutem Gewissen so verteilt wird. Ich persönlich hätte damit kein Problem, selbst wenn jemand eine meiner absoluten Lieblingsplatten derart schmähen würde, denn es ändert ja nichts an meinen eigenen Empfindungen. Ja, sogar mit einer provokativen Vergabe eines Sterns kann ich gut leben. Provozieren gehört zum Geschäft und ist das Salz in der Suppe jeder Diskussion.)

Man kann damit argumentieren, dass man sich fragt, wer oder was eigentlicht bewertet wird. Ein Lehrer bekommt Geld dafür, Schüler zu benoten. Er liest sich jeden Text durch, sei er auch noch so schlecht. Auch den nichtssagenden Alibi-Text von Céline (Dion). Benotet wird er mit einer 6. In diesem Fall die Analogie zu „*“. Aber das sind keine Kunstprodukte.
Hier im Forum finden wir ein ganz anderes Verhältnis vor. Wie Franz sagt, kann man auch ohne das Elaborat von Joanna Newsom leben. Wir haben hier keine Lehrer, sondern Musikhörer, die sich nicht dazu verpflichten, jede Platte ausgiebig zu hören und nach einem Raster zu besternen (Danke tolo für das passende Beispiel).

Dass man mit der miserabel-Wertung eindeutig Stellung beziehen möchte (das Schlechteste) sehe ich auch so. Nur muss man sich vergegenwärtigen, dass es einen Anlass zur Besternung gab. Wenn strenggenommen * = das Schlechteste sein soll, dann muss man alles besternen, was der Musikmarkt hergibt. Und das war, ist und wird hier hoffentlich nie der Fall sein.

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